Monoton tuckert der Außenborder des Kahns, und der Motorlärm zerreißt die Stille des Herbstmorgens. Im Nu lassen wir das Örtchen Lehde hinter uns und tauchen ins Spreewald-Labyrinth ein. Hunderte Kanäle, die sogenannten Fließe, bilden ein Wirrwarr aus winzigen Wasserstraßen mit einer Länge von insgesamt etwa 2000 Kilometern!
Umrisse riesenhafter Pappeln ziehen schemenhaft an uns vorbei. Steuermann André kennt hier jeden Baum. Obwohl es noch so düster ist, dass er das Fließ kaum erkennen kann, lenkt er seinen Jagdkahn sicher um die zahlreichen Biegungen. Der 48-jährige Spreewälder jagt seit fast 30 Jahren in seiner Heimat. Er hat 500-Hektar in der Kernzone gepachtet und ist Vorsitzender der Hegegemeinschaft.
Auch sein Vater und sein Urgroßvater weidwerkten bereits hier. Allerdings erstreckte sich damals vor den Toren Lehdes zum Großteil noch ein undurchdringlicher Sumpf. Der heutige Spreewald ist Ergebnis langfristiger Kultivierung, mit der die Spreewälder vor 200 Jahren begannen. Hauptwildarten in diesem einzigartigen Biotop sind Rot-, Schwarz-, Reh- und Wasserwild. Wir haben es heute Morgen in erster Linie aufs Rotwild abgesehen. Es ist Brunft. Ein Hirsch der Klasse 2 ist noch offen. Aber auch Sauen sind frei.