Absehen-Frage
Das Zielfernrohr für die Bewegungsjagd und die Drückjagd sollte ein deutlich abgegrenztes, visuell klar zum Zentrum des Sehfelds und damit zum Ziel hinleitendes Absehen aufweisen. Gegenüber den normalen unbeleuchteten Absehen wie das Balken/Spitze-Absehen '1' oder das Balken/Kreuz-Absehen '4' sowie gegenüber den Flüchtigschuss-Spezialabsehen '2' konnten sich vor allem die kräftig beleuchteten 'Tag und Nacht'-Absehen in verschiedenen Formen und Versionen durchsetzen.
Das nach Meinung vieler Experten technisch wohl beste, da in Gebrauch und Ausführung einfachste Absehen für Bewegungs- und Drückjagden ist ein unbeleuchtet schwarzer und beleuchtet roter Zentralpunkt ohne jede weitere Zutat 'drum herum'.
Leider werden dazu mit dem Schlachtruf 'der Punkt allein genügt nicht' markenideologische Kleinkriege geführt, welche niemandem nützen am wenigsten dem Endverbraucher! Doch auch der trifft manchmal Entscheidungen, die zwar nachvollziehbar, aber nicht einleuchtend sind. So wollen manche in Ergänzung zum optimalen 'nur Punkt' des von fast allen Herstellern angebotenen Absehens '0' ('Null') zusätzliche Horizontalbalken (Abs. '54'), ja sogar mit Horizontal- und Vertikalbalken (Abs. '56'). Mit der Begründung, dass dem 'Verkanten' der Waffe begegnet wird. Dagegen ist unstrittig, dass 'Verkanten' sich erst bei größeren Kippwinkeln auf großen Distanzen praktisch auswirkt und dies das Treffen jagdlicher Ziele kaum beeinflusst.
Auch angesichts des im Zeitalter rasanter Ladungen und präziser Laser-Entfernungsmesser überkommenen Wunschdenkens 'Entfernung mit Absehen schätzen' stellen die genannten Zusatzbalken Zierrat dar. Dass sie gewünscht werden, wie die Verkaufszahlen des Absehens '0' im Vergleich zu denen der Absehen '54' und '56' belegen, spricht eher für die Trägheit von Kunde König.
Daher dürfen auch andere Absehen ihre dankbaren Abnehmer finden, wie etwa das Abs. '60', das in dem Zeiss Varipoint den bewährten Zentralpunkt in der 2. Bildebene (BE) mit Balken und Fäden in der 1. Bildebene kombiniert. Die Punktgröße bleibt wie üblich über den ganzen Vergrößerungsbereich konstant. Der Punkt ist gut erkennbar und deckt bei praxisgerechten Vergrößerungen und Distanzen nicht zu viel vom Ziel ab.
Die Punktgröße auf 100 Meter ergibt sich beim Varipoint aus '22 Zentimeter geteilt durch Vergrößerung' (3x = Punkt-Ø 7,3 cm/100 m; dto. 10x = 2,2 cm). Ausgeschaltet ist anstelle des Rotpunkts ein schwarzer Punkt sichtbar. Die Balken und Fäden des Absehen '60' liegen in der 1. Bildebene, werden daher mitvergrößert. So sind sie bei hoher Vergrößerung dicker und deutlicher sichtbar. Das liefert ein gutes Gefühl für die Entfernung und gibt dem sich nicht alleine auf den Punkt verlassen wollenden Jäger eine gewisse 'Sicherheit'.
Ähnliches sagen Liebhaber des Schmidt & Bender FlashDot-Absehens: Das jeweils schwarze Normalabsehen in der 1. Bildebene (Ausnahme Zenith 1,1-4x24: 2. BE) verändert seine Stärke beim Vergrößerungswechsel mit; der in der 2. Bildebene bedarfsweise eingeblendete Leuchtpunkt bleibt stets gleich groß. Auch die HighGrid-Absehentechnik von Swarovski findet Befürworter.
Versuche bestätigen, dass der einfache Zentralpunkt ohne weiteren Zierrat das für den Schuss auf bewegte Ziele optimale – dazu bei Bedarf beleuchtete – Absehen darstellt. Als beliebtes unbeleuchtetes Absehen für den Flüchtigschuss hat sich das Absehen '2' herauskristallisiert, welches zusätzlich zum vertikalen Balken einen horizontalen Faden aufweist.