Nachdem ich vergangenes Jahr während der Rehbrunft trotz Mückenmittel von den kleinen Blutsaugern übel zugerichtet wurde, schaute ich mich nach Alternativen um. Von einem Bekannten, der häufig in Finnland zum Fliegenfischen unterwegs ist, bekam ich im wahrsten Sinne des Wortes einen heißen Tipp: Das Thermacell MR-GJ. Die vollmundige Ankündigung des angelnden Weltenbummlers: „Du wirst in einem mückenfreien Bereich stehen, solange das Ding läuft – egal, wie viele von den Viechern unterwegs sind!“ Na, wenn er da mal den Mund nicht zu voll genommen hat. Aber beim Anschaffungspreis von etwa 35 Euro – etwa acht Flaschen Autan – kann man den Test wagen. In der Vorbereitung auf die neue Jagdsaison bestelle ich das Gerät samt Gürtelholster. Letzteres wird meiner Meinung nach nicht zwingend benötigt. Der erste Eindruck war eher unspektakulär – ein grünes Gehäuse aus schlagfestem Kunststoff mit einer Heizplatte hinter einem Gitter. Dazu fanden sich im Grundset eine Flasche mit Butangas und drei einzeln eingeschweißte Wirkstoffplättchen.
Stechmücken: Schutzschild gegen Plagegeister – was wirklich hilft

Insektenplage im Feuchtgebiet
Ein kurzer Zeitsprung: Es ist Ende Mai, und ich habe mich mit einem Jagdfreund zum Hüttenwochenende verabredet. Das Revier verfügt über einen ausgezeichneten Rehwildbestand – aber aufgrund einiger Feuchtgebiete auch über unzählige Mücken. Während der Kollege zur gelben Flasche mit dem bekannten Mittelchen greift und sich großzügig einschmiert, befreie ich nur eines der eingeschweißten Wirkstoffpads (Kosten für Nachfüllset mit 4 Kartuschen und 12 Pads für 48 Stunden Aktivschutz: ca. 30 €) aus seiner Hülle und schiebe es hinter das Gitter des Thermacells. Die ersten Mücken umschwirren uns bereits auf dem Weg zum Auto. Als wir in eine der nassen Ecken fahren, nehmen die tanzenden Schwärme am Abendhimmel bedenkliche Ausmaße an.
Der Anti-Mücken-Schild wird aktiviert
Der Theramacell-Verdampfer zur Insektenabwehr mit Tragetasche.
Noch am Auto, schon hart bedrängt von den Plagegeistern, drehe ich den Schalter der Gaszufuhr auf „On“ und betätige mehrmals den Startknopf. Es klickt wie bei einem Feuerzeug. Ob das Gerät läuft, kann man dank eines kleinen Sichtfensters an der Oberseite überprüfen: Dort sieht man den Glühfaden. Mit dem Thermacell am Gürtel geht es zum Hochsitz. Auf dem Anwechsel versucht es noch die eine oder andere Mücke. Bewegt man sich, ist die Wirkung des Gerätes nicht optimal, da sich keine „Duftglocke“ aufbauen kann. Am Stand angekommen, lege ich das Thermacell neben mich auf das Sitzbrett. Während in den ersten Minuten noch die eine oder andere Mücke um mich herumschwirrt, habe ich kurze Zeit später meine Ruhe. Nicht einer der Blutsauger stört den ansonsten leider erfolglosen Abendansitz.
Welcher Wirkstoff wirklich hilft
- Thermacell (Verdampfer): Der Wirkstoff auf den Thermacell-Pads heißt D-Allethrin. Dabei handelt es sich um eine synthetische chemische Verbindung, die eine ähnliche Struktur aufweist wie die in der Natur in Chrysanthemenarten vorkommenden Phyretroide. D-Allethrin ist in erster Linie ein Insektizid mit vergrämender und abtötender Wirkung. Die dem Gift ausgesetzten Insekten sterben aufgrund einer massiven Beeinträchtigung ihres Nervensystems – und das geschieht so schnell, dass von einer Knock-Down-Wirkung gesprochen wird. Für Menschen und andere Warmblüter ist das Insektizid hingegen nur in sehr großen Dosen giftig. Für Fische ist das Mittel hochgradig giftig.
- Repellentien: Im allseits beliebten Autan oder Anti-Brumm kommt der erprobte Wirkstoff DEET zum Einsatz. Je nach Konzentration wirkt das Mittel zwischen einer und 12 Stunden. Nachteil an DEET: Es greift Lacke und Kunststoffe an, unter anderem auch einige synthetische Fasern. Für Kleidung eignen sich Präparate, die den Wirkstoff Icaridin enthalten, deutlich besser. Das Wirkspektrum und die Wirkdauer sind ähnlich wie bei DEET. Pflanzliche Repellentien erfreuen sich großer Beliebtheit. Allerdings erreicht keiner dieser Stoffe die Wirksamkeit der synthetischen Wirkstoffe DEET und Icaridin. Abschließend sei erwähnt, dass alle Mittel nicht wirklich gesundheitsfördernd sind. Auf Daueranwendung sollte daher verzichtet werden.
- Ultraschallgeräte: Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen: als Armband, als Stecker oder batteriebetrieben für den Nachttisch, mittlerweile sogar als Handyapp. Zwei Dinge haben sie alle gemein: Sie emittieren einen mehr oder weniger hörbaren, sehr hohen Ton. Und sie alle funktionieren nicht! In den vergangenen 30 Jahren haben Wissenschaftler in Afrika, Nordamerika und Russland in zehn Feldstudien unterschiedlichste Ultraschallgeräte getestet. Die Ergebnisse dieser Feldstudien fasste ein internationales Team um A. A. Enayati von der Universität Mazandaran (Iran) zusammen. Ergebnis: Ob mit oder ohne Ultraschallgerät, es gab keinen Unterschied in der Zahl der auf den Testpersonen gelandeten Moskitos. Das Geld kann man sinnvoller investieren!
Resumee nach dem Ansitz
Die Steuerungselemente bestehen aus dem Startknopf sowie einem Drehregler. Hinter dem Gitter sitzt das blaue Wirkstoffplättchen (rund 4 Stunden Wirkzeit).
Nach dem Ansitz ziehen wir vor der Jagdhütte sitzend Resümee: Mein Jagdkollege hatte etwa anderthalb Stunden seine Ruhe, obwohl ihn ständig ein paar Moskitos umschwirrten. Nach und nach ließ die Wirkung seiner Lotion dann nach – mit dem Ergebnis, dass er doch noch zum unfreiwilligen Blutspender wurde. Bei mir kein einziger Stich. Nichts. Der „Käseglockeneffekt“ ließ sich auch an der Jagdhütte gut beobachten: Das Thermacell lag beim Schlummertrunk auf der Bank neben uns. In seiner Nähe blieben wir von Stechmücken unbehelligt. Aber wehe, man verließ den Wirkungsbereich. Seit diesem Hüttenwochenende begleitet mich das kleine Gerät auf allen Ansitzen in der Mückenzeit. Und auch beim Karpfenangeln habe ich das Gerät dabei. Allerdings sollte man aufpassen, dass die Pads nicht ins Wasser fallen – der Wirkstoff ist ein sehr potentes Fischgift.
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