Zecken sind als immer häufigere Überträger von gefährlichen Krankheiten in die Schlagzeilen gekommen. Nach einer Untersuchung in Österreich tragen 3/4 aller Zecken mindestens einen Erreger. Bei jedem Stich injizieren sie ein leichtes Betäubungsmittel in die Haut ihrer Opfer, sodass die nichts von der Blutmahlzeit bemerken. Damit und mit dem Speichel gelangen auch Mikroorganismen in die Wunde.
Die häufigsten Krankheitserreger sind Borrelien, Bakterien, die bei Mensch und Hund leichte bis lebensbedrohliche Infektionen auslösen können. Sie kommen heute überall vor, wo es auch Zecken gibt – also je mehr Zecken, desto mehr Borrelien werden übertragen. Wahrscheinlich ist schon jeder dritte Mensch einmal mit Borrelien in Kontakt gekommen, ohne Symptome zu zeigen. Ein kleiner Teil der Befallenen erkrankt jedoch ernstlich. Forscher befürchten, dass Borrelien mit der Zeit auch gegen die zur Behandlung eingesetzten Antibiotika immun werden können.
Die zweite Gefahr geht von den Viren aus, die FSME (Frühsommer-Hirnhautentzündung) übertragen, nicht nur im Frühsommer. Die Risikogebiete, in denen das Virus häufig übertragen wird, haben sich in den vergangenen Jahren deutlich und schnell ausgebreitet. Nicht nur die Risikogebiete nehmen zu, auch das Erkrankungsrisiko nach einem Biss ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen: 1997 wurden insgesamt 172 Fälle in Deutschland registriert, zehn Jahre später waren es 547.
Schließlich warnen immer mehr Tierärzte vor der Gefahr, die durch Babesiose, der sogenannten „Hundemalaria“, ausgeht. Diese Infektion kann für Hunde lebensbedrohlich sein, weil sie im Anfangsstadium meist nicht erkannt und behandelt wird. Übertragen werden die Erreger durch den Stich der Auwaldzecke, außerdem der Hundezecke, die im Mittelmeergebiet heimisch ist, sowie durch Mücken.
Natürlich gibt es noch Dutzende andere Krankheiten, die durch Zecken und blutsaugende Insekten übertragen werden können. Zum Beispiel wird die „Ehrlichiose“ immer häufiger genannt. Mit dem für diese Erkrankung verantwortlichen Erreger hatten bereits 14 Prozent von im Bayerischen Wald untersuchten Waldarbeitern Kontakt – ohne das bemerkt zu haben. Die Liste der „neuen Infektionen“ ist lang und wächst: Anaplasmose, Mittelmeer-Fleckfieber, Q-Fieber, Krim-Kongofieber oder Tularämie tauchen öfter in Schlagzeilen als in Deutschlands Wäldern und Wiesen auf. Panik ist nicht angebracht.
Bis jetzt ist die Übertragung dieser meist tropischen Krankheiten durch heimische Zecken nur hypothetisch. Allerdings sollten bei Jagdreisen mit und ohne Hund an Vorsorgeimpfungen und Zeckenschutzmittel gedacht werden. In heimischen Revieren gelten weiterhin die üblichen Vorsichtsmaßnahmen. Wer in den neuen Risikogebieten lebt und jagt, muss jetzt ernsthaft an eine Schutzimpfung denken.