Das Team der „wuidi“-Entwickler (v.l.): Jozo Lagetar, Alfons Weinzierl, Alexander Böckl und Florian Wilhelm. Sie gewannen den 1. Preis in einem Gründerwettbewerb.
Bleibt das gute alte Verkehrszeichen Nr. 142, „Wildwechsel“. Neuerdings auch in der Version mit wechselndem Schwarzwild zu sehen. Alfons Weinzierl winkt ab: „Das können Sie vergessen, die Wirkung ist inflationär!“ Die optische Warnung werde irgendwann nicht einmal mehr wahrgenommen, geschweige denn, dass sie zu einer angepassten Fahrweise führe. Die grundsätzliche Überlegung, beim Menschen anzusetzen, anstatt auf eine Verhaltensänderung beim Wild zu hoffen, halten die „wuidi“-Leute für richtig. Das Problem kann jedoch nur digital gelöst werden, war sich Alfons Weinzierl nach der Erfahrung mit seinem Wildunfall sicher. Eine Idee hatte er auch: Wie wäre es, wenn man alle verfügbaren Daten, die bei Wildunfällen relevant sind – also den Ort sowie die Tages- und Jahreszeit, zu der sich der Unfall ereignete – in einer Datenbank sammeln würde, um daraus die jeweils aktuelle Wildunfallwahrscheinlichkeit für einen Streckenabschnitt zu berechnen und gegebenenfalls eine Warnung auszusenden?
Gesagt, getan. Was sich einfach anhört, war jedoch alles andere als trivial. Es mussten nicht nur die Daten beschafft, sondern auch die Wirksamkeit des Systems überprüft werden. Ohne das Wohlwollen des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren, der Bayerischen Polizei und die Unterstützung aus dem Heimatlandkreis wäre dies kaum möglich gewesen. Aber nicht nur beim „Klinkenputzen“ hat das Team um Alfons Weinzierl ein glückliches Händchen bewiesen. Zum Einspielen der akustischen Wildwechselwarnung, die im Auto ertönt, sobald man sich einer Gefahrenzone nähert, hat man sich den Radiomoderator Bernhard Fleischmann von Bayern 3 geangelt und ihn zu Werbezwecken in ein „Fleischi-for-wuidi“-T-Shirt gesteckt. Natürlich wurde das Projekt, das für zwei aus dem Team gleichzeitig die Abschlussarbeit für ihr Studium bildet, auch bei einem Gründerwettbewerb angemeldet. Und siehe da, es belegte den 1. Platz.
Nach einer umfangreichen Beta-Test-Phase wurde die App im Herbst 2016 für das Gebiet des Freistaats Bayern aktiv geschaltet; sie kann von Autofahrern kostenfrei heruntergeladen werden. Damit alles auch einwandfrei funktioniert, haben sich die beiden „wuidi“-Gründer Alfons Weinzierl und Alexander Böckl weitere Experten mit an Bord geholt: Jozo Lagetar verantwortet die technische Entwicklung des Systems.