Eine Übersicht der Jahresstrecken 2011 und deren Veränderung gegenüber den Jahren 2009 und 2010. [PDF, ca. 100 kb]

Eine Übersicht der Jahresstrecken 2011 und deren Veränderung gegenüber den Jahren 2009 und 2010. [PDF, ca. 100 kb]
<b>Schalenwild dominiert</b><p>
<b>Sauen ohne Ende?</b><p>
<b>Verantwortung der Grünen Zunft</b><p>
<b>Sauen weiter scharf bejagen!</b><p>
<b>Stiefkind Rotwild?</b><p>
<b>Damwild im Osten und Norden stark</b><p>
<b>Rehwild allerorten</b><p>
<b>Streckenzahlen sind nicht alles</b><p>
<b>Unfallzahlen zu hoch</b><p>
<b>Boviden jagdlich eher unbedeutend</b><p>
Die Gamsstrecke ist mit knapp 4.500 Stück nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr. 9% der Strecke werden in Baden-Württemberg erzielt, 91% in Bayern. In Sachsen soll es durchaus noch die eine oder andere Gams geben, allerdings ist seit über 20 Jahren kein Gamsabschuss aus Sachsen aktenkundig.
<b>Hase und Co. sind Opfer der Intensivierung der Landwirtschaft</b><p>
Von den 1980er bis zum Ende der 1990er Jahren ist die Hasenstrecke in Deutschland beängstigend gesunken. Sie hatte um 2004 herum mit über 550.00 Stück wieder ein passables Niveau erreicht, ist aber bis zum letzten Jahr mit gut 367.000 Stück wieder stark abgesunken. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig.
Man liegt aber wohl nicht ganz falsch, wenn man den Veränderungen in unserer Agrarlandschaft und der Vernachlässigung der Raubwildbejagung hier die Hauptverantwortung zuschiebt.
Kaninchen
Noch Anfang der 1990er Jahre wurden in Deutschland über 860.000 Karnickel gestreckt. 2003/04 war mit nur noch knapp über 145.000 Stück ein Tiefpunkt erreicht. Der Einbruch der Kaninchenbesätze war wohl vor allem der sog. Chinaseuche geschuldet.
Viele Vorkommen haben sich seitdem nie wieder erholt. Immerhin ist die Strecke seitdem wieder angestiegen und scheint sich nun bei um die 260.000 Stück einzupendeln.
Fasan
Beim Fasan liegt die Sache ähnlich wie beim Hasen. Mit verschiedenen Aufs und Abs geht die Zahl erlegter Fasanen seit über 20 Jahren zurück.
Im letzten Jagdjahr hat sie mit nur noch knapp über 204.000 Stück einen fast historisch zu nennenden Tiefstand erreicht. Neben den schon für den Rückgang der Hasenstrecken genannten Faktoren dürften bei den Bodenbrütern auch Ausbreitung und Bestandesanstieg der Sauen eine erheblich negative Rolle spielen.
Rebhuhn
Wurden Anfang der 1980er Jahre noch über 30.000 Rebhühner erlegt, so ist deren Zahl auf nur noch knapp über 5.000 gesunken.
Die Rebhuhnstrecke könnte allerdings ein Beispiel für die schon oben angesprochene Tatsache sein, dass eine gesunkene Strecke nicht automatisch auch gesunkene Besätze anzeigt, da das Rebhuhn vielerorts wegen der geringen Besätze nicht bejagt wird.
Was sonst noch fliegt
Bei Tauben, Enten und Gänsen werden die Streckenzahlen leider nicht nach Arten differenziert. Die Rückgänge der Strecke bei Tauben und Enten sind bei den insgesamt sehr hohen Strecken eher unbedeutend. Bei Gänsen scheint sich der Aufwärtstrend fortzusetzen. Dennoch ist die realisierte Strecke anscheinend ohne Einfluss auf die Populationsentwicklung der verschiedenen bejagten Gänse. Dies belegen die immer lauter werdenden Klagen über Gänseschäden.
Der Bejagung des Vogels mit dem langen Gesicht, der so herrliche Frühjahrsstrich, ist seit vielen Jahren in Deutschland verboten, obwohl die bei uns erzielte Schnepfenstrecke unter 5% der in Europa geschossenen Schnepfen ausmacht. Schnepfen werden also fast nur noch nebenbei im Herbst erlegt. Dennoch ist ihre Strecke nach einem Tiefpunkt 1997/98 mit 4256 Stück bis 2008/09 auf fast 19.000 gestiegen. Nach leichtem Rückgang 2009/10 ist die Strecke im letzten Jahr mit 10.275 Stück regelrecht eingebrochen. Bis dato lassen sich dafür keine Ursachen erkennen.
Raubwild
Die Strecken des Baummarders (4.831 Stück) liegen etwa bei 10% derjenigen des Steinmarders (44.622 Stück). Die Streckenzahlen von Iltis (11.387 Stück) und Hermelin (8.995 Stück) sind gleichbleibend gering. Diese Zahlen sind wohl ein Beleg dafür, dass die Fallenjagd nur noch von wenigen passionierten Weidgenossen ausgeübt wird.
Füchslein rot . . .
Die Fuchsstrecke hatte seit dem Ende der 1980er Jahre einen stetigen Anstieg zu verzeichnen. Mit über 690.000 gestreckten Füchsen war Mitte der 1990er Jahre ein Höhepunkt erreicht.
Inzwischen ist die Strecke wieder abgesunken und scheint sich so im Bereich von etwas über 500.000 Stück einzupegeln. Vergleicht man Hasen- und Fuchsstrecke, so scheint sich der alte Spruch zu bewahrheiten: „Viele Füchse sind des Hasen Tod.“
Grimbart und Co.
Seit Dachse nicht mehr im Bau vergast werden und seitdem die deshalb vielerorts geübte Schonung des Dachses aufgegeben wurde, ist deren Strecke kontinuierlich gestiegen. Im letzten Jahr wurde mit fast 60.000 gestreckten Dachsen ein vorläufiger Rekord erreicht. Fuchs- und Dachstrecken zeigen übrigens, dass die Neubürger Marderhund und Waschbär wohl keine ernsthaften Lebensraumkonkurrenten der Alteingesessenen darstellen. Die Marderhundstrecke sinkt übrigens seit etwa drei Jahren, was möglicherweise Krankheiten geschuldet ist, währen die Waschbären ihre Landnahme offenbar äußerst erfolgreich fortsetzen. Mit fast 68.000 Stück wurde im letzten Jagdjahr eine Rekordstrecke beim Waschbären erzielt.
Biodiversität ändert sich mit der Kulturlandschaft
Wir beklagen den seit Jahrzehnten zu beobachtenden Rückgang der Artenvielfalt beim Niederwild und bei nichtjagdbaren Arten. Individuenzahlen der Vögel in der Agrarlandschaft sind in den letzten 30 Jahren um über die Hälfte zurückgegangen. Lerche und Kiebitz seien nur beispielhaft genannt. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist hier Hauptverursacher. Wir sollten aber gelegentlich auch daran denken, dass die Artenvielfalt, deren Verlust wir zu Recht beklagen, erst in der vom Menschen im Laufe der letzten 2000 Jahre in Mitteleuropa geschaffenen Kulturlandschaft möglich wurde. Wir Jägern müssen versuchen, im Angesicht von nunmehr sieben Milliarden Menschen auf der Erde mit allen Naturnutzern gemeinsam einen vernünftigen Weg zwischen Schutz und Nutzung der Natur zu suchen.
Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel