Seit knapp vier Jahrzehnten bejage ich schwarzes Rehwild. Dabei konnte ich immer wieder beobachten, was für ein Wandel sich bereits in dieser relativ kurzen Zeit vollzogen hat. Mit seinem besonderen Mythos galt es zwar schon immer als besondere Rarität, doch die Zahl der Jäger, die den Wunsch hegen, einmal im Leben „einen schwarzen Teufel“ zu erlegen, ist stetig größer geworden. Selbst überzeugte „Auslandsjäger“ streben mittlerweile danach. Hin und wieder bin ich auch bei den Niedersächsischen Landesforsten. Selbst dort ist man überrascht von der Nachfrage. Die Folge: Es wird kein schwarzes weibliches Rehwild mehr freigegeben!
Viele andere Jäger beneiden uns um diese Farbvariante. Zudem gibt es keinerlei Aberglauben wie bei weißem Wild. Somit sind die Preise für Abschüsse in die Höhe geschnellt. Das beruht auch darauf, dass sich die Mehrheit der Reviere mit schwarzem Rehwild in privater Hand befindet. Dadurch ist schwerer an Abschüsse heranzukommen. Auch das Buch „Das schwarze Rehwild“ von Meyer-Brenken ist nach wie vor stark nachgefragt und wird zu hohen Preisen im Internet gehandelt.
Der erste schwarze Bock, den ich erlegte, war alt. Alles rund um die Erlegung war faszinierend. Allein die Tatsache, dass er schwarz war, war damals jedoch nichts Besonderes. Das Wildbret schmeckte genauso wie von einem normal gefärbten Stück. Auch in Trophäenstärke und Gewicht gab es keine Unterschiede. Heute schäme ich mich aufgrund der veränderten Einstellung sogar ein wenig dafür, schwarzes Rehwild wie normal gefärbte Stücke bejagt zu haben. Aber der Bock hat einen besonderen Platz, sodass er mir stets ins Auge fällt und mich die Erlegung des heute „Besonderen“ immer wieder neu erleben lässt.
Mittlerweile sind wir in unserem Revier ebenfalls der Begeisterung verfallen. Wir wissen um die Bereicherung in unserer Wildbahn, die erhalten werden muss. Seit drei Jahrzehnten gilt nun eine andere jagdliche Leitlinie: Weibliche schwarze Stücke werden nicht mehr bejagt, Böcke nur dann, wenn der glückliche Erleger sicherstellt, dass eine Trägermontage angefertigt wird. Jedoch sind mir auch Jäger bekannt, die schwarze Rehe als „Fremdling“ ablehnen. Dabei kommt die schwarze Form im gesamten Verbreitungsgebiet des Rehes nur bei uns vor.