Die Fütterung von Rehwild wurde in den vergangenen Jahren viel diskutiert, hinterfragt sowie teilweise auch rechtlich neu geregelt. Wenn in Diskussionen rund um die Notwendigkeit der Fütterung von Wildtieren Beispiele wie Graubünden oder Nationalparke angeführt werden, wo Wildtiere nicht gefüttert werden, so sollte mitbedacht sein, dass nicht nur Lebensräume und Witterungsbedingungen im Winter miteinander verglichen werden müssen, sondern auch Anteile von „Ruhezonen“.
Und solche ruhigen Rückzugsgebiete von entsprechender Größe gibt es in Mitteleuropa leider immer weniger, womit der natürliche Sparmechanismus der Wildwiederkäuer im Winter nicht mehr gewährleistet ist. Dessen ungeachtet ist es aus wildbiologischer Sicht aber auch nicht möglich, eine absolute Notwendigkeit der Rehwildfütterung zu postulieren.
Ein weiteres Argument in unserer Kulturlandschaft ist auch, dass mit Fütterungsmaßnahmen Wildtiere „gelenkt“ werden können, um z.B. Straßenfallwild zu minimieren oder Wild von schadensanfälligen Flächen wegzulocken.
Die Wildfütterung kann verloren gegangenen Winterlebensraum teilweise ersetzen und damit den extremen Unterschied zwischen dem Äsungsangebot im Sommer- und Winterlebensraum in der intensiv genutzten Kulturlandschaft verringern. Der einfache Schluss – ich muss füttern, damit ich keine Schäden habe – funktioniert allerdings nicht immer.