Eigentlich, so sollte man denken, sind die fünf Pächter in der Gemarkung Lindenberg, Landkreis Demmin, voll mit der Bejagung des Schalenwildes ausgelas-tet. Neben dem im Fokus der jagdlichen Bewirtschaftung stehenden Damwild ziehen in dem 1200 Hektar Hochwildrevier auch Rot-, Reh und Schwarzwild ihre Fährten. Eine Strecke von jährlich um die 110 Stück Schalenwild muss erst einmal geschafft werden.
Über 1500 Stück Raubwild Umso erstaunlicher sind die Bemühungen und Anstrengungen der Lindenberger Jäger, die sie für die Niederwildhege aufwenden. Eine Raubwildstrecke von 1542 Stück in den vergangenen 17 Jahren und Hecken- und Uferbepflanzungen in Kilometer-Dimensionen bezeugen den immensen Kraft- und Zeitaufwand.
In seiner pommerschen Bescheidenheit hält Arno Kurth, der Sprecher der Pächtergemeinschaft des Hochwildreviers, nichts vom Rausch der großen Zahlen. „Unser Standpunkt? Ganz einfach: Die Bemühungen zur Niederwildhege nützen auch dem Schalenwild, insbesondere dem Dam- und Rehwild. Allerdings, auch das muss gesagt werden: Niederwildhege in einem Schalenwildrevier macht nur Sinn, wenn die entsprechenden Lebensräume für diese Arten vorhanden sind.“ Und das ist in der Lindenberger Gemarkung offensichtlich der Fall. In das leicht kuppierte Terrain von Äckern und Wiesen sind Feldgehölze, Sölle und kleine Weidenbrüche eingelagert.
Der Augraben sichert die Wasserversorgung in der Flur. Fruchtbare Standorte wechseln mit armen, so dass auch kleinere Ödflächen vorhanden sind.
Die parkähnliche Landschaft kommt nicht nur den Ansprüchen des Damwildes entgegen, sondern behagt Hasen, Fasanen, Rebhühnern, Wildkaninchen und Enten. Dass die ganze Palette des Niederwildes hier heimisch ist, hat auch etwas mit dem jahrelangen Engagement der Jagdpächter zu tun.
Landschaft erhielt Struktur Als die Jäger vor 20 Jahren ihre Pläne zur Anhebung des Niederwildbesatzes schmiedeten, gaben sie sich zwei Vorgaben: Verbesserung der Biotopverhältnisse und intensiviere Raubwildbejagung.
Der Rückbesinnung auf diese beiden klassischen Instrumente der Niederwildhege war erforderlich, da die heutige abwechslungsreiche Revierstruktur zum damaligen Zeitpunkt nicht vorhanden war. Die industriemäßige Landwirtschaft hatte auch in der Lindenberger Flur ihre Spuren hinterlassen. Die Jäger begannen Hecken und Feldgehölzen zu pflanzen und legten kleine Wasserlöcher an, die als Feuchtbiotope nicht nur den Breitschnäbeln, sondern auch vielen Insekten, Lurchen und Fröschen Heimstätten geben.
Eine besondere Erfolgsgeschichte verbindet sich mit der
Uferbegrünung des Augrabens, eines kleinen, sich durch
das Revier schlängelnden Baches. Als die ersten Bepflanzungen in der Landschaft
deutlich sichtbar wurden, fand der Wasser- und Bodenverband an den Aktivitäten
der Jäger Gefallen und setzte in den Folgejahren die Aktionen fort. Jetzt ist
der gesamte Augraben mit Bäumen bestockt, größtenteils mit Erlen.
Die bis zu dreireihigen Grabenbepflanzungen, die nur einseitig gemäht werden, haben sich zu einem ruhigen, deckungsreichen Revierbereich mit hoher Attraktivität sowohl für Stockente, Fasan, Sumpfrohrsänger als auch für das Rehwild entwickelt.
Und noch ein ökologischer „Nebeneffekt“ trat in Erscheinung: Die Beschattung des Grabens bewirkte eine Unterdrückung der Verkrautung, was die Wasserqualität verbesserte und zu höherem Fischreichtum führte, und das wiederum zog den Fischotter wieder an.