Seit mehr als einem Vierteljahrhundert beschäftigt sich das Familienunternehmen Lahoux Optics in Haarlem (NL) mit Nachtsichttechnik. Seit 2018 existiert eine Niederlassung in Berlin. Und seit 2013 werden eigene Geräte gebaut. Die Planung, Herstellung und Montage finden unter hohen Qualitätsmaßstäben komplett in den Niederlanden statt. Lahoux verwendet ausschließlich stoßfeste Photonis-Bildverstärkerröhren der neuesten Generation. Wir haben das Wärmebildgerät Spotter Elite 50 und das Nachtsichtgerät Hemera getestet. Letzteres am Zielfernrohr nur mit Sondergenehmigung: vor der Anwendung als Nachtzielvorsatz stets die aktuelle Rechtslage erfragen!
Lahoux: Wärmebildgerät Elite 50 und Restlichtverstärker Hemera

In sternenklarer mondloser Nacht griff ich die Büchse zum Entladen. Aber nein, lieber doch noch einen letzten Blick durch die Wärmebildkamera zum Ende des Haferfeldes. Richtig so: Mir sprangen doch gleich viele „weiße“ Sauen ins Auge, die sich im Wald einen Hang herunterbewegten und dann schnell in den Haferschlag einwechselten. Nach kurzer Dauer erschienen nochmals vier schwache Sauen. Ich ging mit dem Gewehr in Anschlag.
Eine aufschlussreiche Episode
Dank Vorsatz-Nachtsichtgerät Hemera erkannte ich die vier Sauen abseits der Rotte im plattgemachten Hafer. Das Zielen auf mittlere Entfernung war mit 5-facher Vergrößerung keine Herausforderung. Ich fühlte mich sicher und setzte das Fadenkreuz ganz knapp hinter das Blatt. Der schwache Überläufer lag im Knall der .28 Nosler. Ein Beweis, dass das Vorsatzgerät auch für Schüsse im Feld jenseits der Kirrdistanz unter extrem geringem Restlicht ohne Infrarotleuchte einsetzbar ist.
Widmen wir uns aber zunächst der Technik – ein Blick auf die Wärmebildkamera Spotter Elite 50: Sie diente mir vor allem zum Ausmachen von Wild in der Nacht. Das handgroße Gerät passt noch gut in die Jackentasche, kann zum Beobachten mit einer Hand gehalten und bedient werden. Zum Dioptrienausgleich mit seitlichem Drehrad wird die zweite Hand benötigt; ebenso zum Fokussieren durch Drehung des Objektivs. Der Ein-Aus-Knopf sowie drei Bedienknöpfe befinden sich griffgünstig auf der Oberseite. Der eingebaute Akku kann über USB-Kabel aufgeladen werden. Fotos und Videos lassen sich über WIFI übertragen. Im Bild sichtbar ist eine Akkuzustandsanzeige. Es kann zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Bild gewählt werden. Ferner, ob die Wärmequellen schwarz, weiß oder rot angezeigt werden sollen. An digitalem Zoom stehen zwei- und vierfach zur Verfügung. Die Pixelgröße beträgt 17 µm (wie meist bei Wärmebildgeräten). Die Frame Rate liegt bei 50 Hz.
Für mich war der „black-hot“-Modus die ideale Einstellung. Es wurde ein helles Bild geboten. Wärmequellen wie Wild stachen schwarz hervor. Sehr schnell erkannte ich beim Absuchen Wild, selbst auf 800 m. Die Vergrößerungen halfen dabei, etwas mehr zu erkennen, dass da wirklich Wild ist.
Größenrelationen kaum erkennbar
Ein Nachteil ist, dass man im Wärmebild kaum Größenrelationen erkennen kann. Eine vermeintliche Sau auf 280 m entpuppte sich beim Angehen als Hase. Nur im Nahbereich wird die Wildart sofort erkannt, im sehr nahen Bereich (30 m) auch ein Gehörn oder Pfähle. Bewegt sich Wild, ist dies auch auf größere Entfernungen meist der Fall. Rehe erkennt man erst beim Heben und Senken des Trägers. Ein äsendes Reh könnte auch eine Sau sein.
Vor- und Nachteile
Vorteile
- Scharfes, kontrastreiches Bild
- Wild schnell erkannt
- Auch bei Tageslicht verwendbar
- Verschiedene Abbildungsmodi für Wärmequellen (Wild)
- Auch nach dem Schuss hilfreich
- Einhandbeobachtung möglich
- Akku per USB-Kabel ladbar
- Leicht und noch führig
- Großes 50-mm-Objektiv
- Bildübertragung möglich
- Auf weite Entfernung einsetzbar
Nachteile
- Bei 4-fach geringe Bildschärfe
- Kaum Größeneinordnung des Wildes möglich
- Anhaltendes Bild für Kalibrierung störte beim Beobachten
- Auf weite Entfernung schwere Identifikation
- Detailerkennbarkeit eher gering
- Hoher Preis
Kurz bauender Zielfernrohrvorsatz
Handgroß: Der Restlichtverstärkervorsatz Lahoux Optics Hemera.
Ich benutzte das Hemera als Vorsatzgerät an einem Swarovski-Zielfernrohr Z6i 3 - 18 x 50. Sekundenschnell schob ich das Nachtsichtgerät auf das ZF-Objektiv. Hebel der Rusan-Klemmmontage umgelegt – fertig! Dank des leichten Hemera werden Zielfernrohr und Montage nicht zu stark belastet. Nach rund 40 Schuss mit starkem Kaliber .28 Nosler stellte ich an beiden Geräten keinerlei Beeinträchtigung fest. Ich benutzte eine Quick-Release-Montage von Leupold. Eine Picatinnyschiene und Festmontage waren hier nicht erforderlich. Will man das Hemera verwenden, entfällt die offene Visierung (Alternative Rotpunktvisier).
Vor- und Nachteile
Vorteile
- Leicht und kompakt
- Als Vorsatzgerät nutzbar
- Keine Treffpunktverlagerung nach Ab- und Aufsetzen
- Sehr scharfes, kontrastreiches Bild
- Wild auch auf weite Entfernung gut erkennbar
- Auf weite Entfernungen als Vorsatzgerät einsetzbar
- Großes Sehfeld
- Röhrenwahl möglich
- Robust und stoßfest
- Einfache Bedienbarkeit
- Sehr geringes Bildrauschen
- Schnelle Einsatzbereitschaft
Nachteile
- Sinnvoll nur bis ca. 6-facher Vergrößerung nutzbar
- Umständliches Fokussieren (Dioptrienausgleich und Parallaxenverstellung ZF)
- Belastung ZF und Montage bei Verwendung als Vorsatzgerät
- Evtl. muss Gewehrkimme entfernt werden
Das Nachtsichtgerät überzeugte durch ein sehr scharfes und kontrastreiches Bild ohne „Schnee“. Ebenso bildete sich das Absehen scharf ab. Allerdings waren nur Vergrößerungen zwischen 3- und maximal 6-fach sinnvoll. Bei höherer Vergrößerung wirkte das Bild pixelig oder nur wie eine grüne „Scheibe“. Klar konnte ich aus einer Überläuferrotte einen leicht abseits stehenden Keiler herausfinden. Ein zusätzlicher Infrarotaufheller lässt auch höhere Vergrößerungen zu.
Fazit: Die beiden Lahoux-Geräte ergänzten sich perfekt. Das Wärmebildgerät ist ideal zum Ausmachen von Wild in der Nacht. Mit dem Nachtsichtgerät kann ebenfalls Wild sehr gut erkannt werden. Es ist ideal als Vorsatzgerät einsetzbar und auch für weite Schüsse brauchbar. Die Handhabung ist einfach, die Schusspräzision hoch. Treffpunktverlagerungen gab es nach Ab- und Aufsetzen des Restlichtverstärkers Hemera nicht.
Das Nachtsichtgerät erlaubte ein Ansprechen nach Größe und Körpermerkmalen wie Kopfform. Geschlechtsspezifische Merkmale oder Striche bei Bachen konnte ich nur in sehr begrenztem Nahbereich bei längerem Beobachten und optimaler Einstellung erkennen. Bei Entfernungen über den Nahbereich hinaus bleibt dies ein Wunschdenken. Die Auflösung und Bildgüte reichte dazu nicht aus. Außerdem bleibt das meist illusorisch, da auch Bodenbewuchs ein genaues Ansprechen verhindert. Sicherlich erkennt man aber herumwuselnde Frischlinge, falls sie nicht durch Bodenbewuchs unsichtbar sind. Etwas längeres Beobachten hilft viel. Zumindest mit dem Wärmebildgerät erkennt man Frischlinge meist in Bachen-Nähe – ein paar Grashalme stören da nicht. Die Gerätepreise sind hoch, aber aufgrund überdurchschnittlicher Qualität gerechtfertigt.