Die Anfrage eines Lesers zu einem Rothirschgeweih, welches an den Enden wie faulig, brüchig und stumpf sowie in der -Farbe sehr dunkel aussieht, kann wie folgt beantwortet werden: Diese Veränderungen, die besonders im Alpenraum als „brandige“ Enden bezeichnet werden, treten vorwiegend bei jungen, noch im Wachstum begriffenen Hirschen auf. Die Endenspitzen können bei diesen Geweihen nach der raschen Zellteilung im knorpeligen Bastgeweih vor dem Verfegen nicht vollständig mineralisiert werden (v.a. durch Einlagerung von Kalzium und Phosphor) und bleiben daher etwas porös und „schwammig“. Da zum Zeitpunkt des Verfegens in diesen nicht voll verkalkten Endenspitzen noch relativ viel Blut/ Schweiß vorhanden ist, ergibt sich in Verbindung mit den Rindenbestandteilen, Pflanzensäften und Erde eine Dunkelfärbung dieser brandigen Enden. In weiterer Folge brechen diese Endenspitzen leicht ab, was dann oft sehr kolbige, poröse Endenspitzen ergibt.
Vor allem ältere Jäger sind der festen Meinung, dass Hirsche mit brandigen Geweihen unbedingt zu schonen seien, weil sie besonders gutes Erbmaterial hätten „und nur mit dem Schieben nicht fertig geworden seien“. Diese Meinung kann ich nicht uneingeschränkt unterstützen, da brandige Geweihe auch bei schwachen Hirschen und ebenfalls bei Hirschen mit Stoffwechselstörungen vorkommen. Falls solche Veränderungen auch noch bei älteren Hirschen auftreten, sollte unbedingt an Fütterungsfehler (z.B. zu viel Eiweiß und zu wenig strukturwirksame Rohfaser in der Ration) gedacht werden.