Die Frage, ab welchem Alter man Kinder mit auf die Jagd nehmen und ab wann man sie mit dem Töten eines Tieres konfrontieren könne, stellt sich z.B. in einem Jäger- oder aber auch Bauernhaushalt nicht oder kaum, da hier die Kinder wie selbstverständlich mit in die Jagd hineinwachsen und auch mit dem Töten eines Tieres schon frühzeitig konfrontiert werden. Nicht das „Wann“, sondern das „Wie“ scheint hier die wichtigere Frage zu sein.
Probleme bereitet den meisten Jägern, die sich wald- oder jagdpädagogisch engagieren, die Frage, wie und ab wann man „fremden“ – womöglich völlig naturentfremdeten – Kindern die Jagd näherbringen könnte. Ich gebe zu, dass ich gerne schon Schüler ab den ersten Klassen und später mit 16/ 17 Jahren mit hinausnehme. Ein prägendes Erlebnis mit einem etwa zehnjährigen Jungen wurde zur Richtschnur meines Vorgehens, als er nach dem dritten Ansitz anmahnte, wann denn nun endlich mal geschossen würde! Der Zeitpunkt, einmal eine Erlegung mitzuerleben, sollte also vom Kind ausgehen.
Manche Kinder/ Jugendliche hingegen sind mit dem „jägerischen Beobachten“ allein zufrieden. Man sollte sie nicht unbedingt zum „Schießerlebnis“ drängen. Wenn ich also Kinder mit auf den Hochsitz nehme, habe ich immer neben der Waffe insbesondere das Fernglas und die Kamera mit Teleobjektiv dabei. So erfahren die Kinder, dass das Beobachten fast wichtiger ist als das Erlegen und der Jäger „auch so“ Freude an den Tieren hat. Dann erläutere ich auch mittels der „griffigen“ Jägersprache das eigentliche Ansprechen, sprich „Bestimmen“. Dabei fließt sporadisch ein, dass Wildtiere gegenüber Nutztieren (Massenhaltung) – ein „glückliches“ Leben haben und in der Regel einen schlagartigen Tod ohne Angst und Stress erfahren.
Wenn man sich im Beisein von Kindern zum Schuss entschließt, sollte man erstens vorher erklären und (aufrichtig!) begründen, warum man dieses Tier der Wildbahn entnimmt, und sich zweitens seines Schusses absolut sicher sein. Denn ein Krankschießen, womöglich noch mit lautem, längeren Klagen und späterer Nachsuche könnte beim Kind einen Schock und ein Trauma auslösen.
Stadtkinder fürchten – so meine persönliche Erfahrung – nicht so sehr den Schuss und das Töten an sich, als vielmehr das in ihrem Sinne „blutrünstige“ Aufbrechen, weshalb ich dieses zu Anfang immer alleine vollziehe und sie erst später, nach dem korrekten und sauberen Ausweiden, an das erlegte Tier lasse und hierbei erkläre, warum das saubere Aufbrechen für das spätere Verwerten so wichtig ist. Erlegen, Ausweiden, pfleglicher Umgang mit dem Wildbret als Vorstufe des Verzehrens wird von Kindern fast jeden Alters verstanden und akzeptiert.
Kinder „verstehen“ jagdliches Tun und Handeln, sofern das Töten für sie einen Sinn ergibt: Ein grundloses – in ihrem Sinne „herzloses“ – Töten (von z.B. Jungfüchsen oder Elterntieren) ist – nicht nur für Kinder – ein äußerst fragwürdiges Tun. Wenn Kinder später Eltern, Freunden und Bekannten erzählen, dass „der Jäger“ den Wald, die Natur und die Tiere „liebt“, hat man als laienhafter Wald- und Jagdpädagoge alles richtig gemacht. Wolfram Martin
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