Es ist noch früh am Morgen. Die Hundeführer stehen an ihren Autos und sortieren Leinen und Halsungen. Gejagt wird heute im südniedersächsischen Rheinhäuser Wald auf 500 Hektar. Eine Sauenschutzweste ist an diesem Tag Pflicht. „Uns erwarten viele Brombeerverhaue und Dickungskomplexe, in denen mit Schwarzwildkontakt zu rechnen ist“, erklärt der erfahrene Schwarzwildbrackenführer Markus Antonius Müller. Seine drei Kopov-Bracken und auch alle anderen Hunde der Hundetruppe „Sautot Harzrand“ tragen alle von ihm hergestellte Westen.
Wehmütig erklärt der Hundemann: „Vor ein paar Jahren hätte ich meinen ältesten Rüden nach einem Keilerangriff fast verloren. Der Schlag ging ins Weiche. Danach hing das Gescheide aus dem Hundekörper“. Geschützt war der Hund mit einer aus Textil gefertigten doppellagigen Weste. Das Material war zu schwach, um die scharfen Keilerzähne aufzuhalten. Das erschütternde Ereignis brannte sich tief in sein Gedächtnis. Eine Alternative musste her! Und so machte sich der 51-Jährige Messermacher auf die Suche. Hauptberuflich arbeitet er als Messerschmied. Zunächst probierte er eine Art Schuppenpanzer, der den Hund in seiner Bewegung jedoch beträchtlich einschränkte.
Bei einem befreundeten Metzger kam ihm dann der zündende Gedanke. Die aus einzelnen Kettengliedern gefertigten Schnittschutzhandschuhe erinnerten ihn an ein Kettenhemd. „Das muss doch auch für Hunde funktionieren“, dachte sich der Rüdemann. Wie befestigte man so ein Kettenhemd jedoch in einer Weste? Diese Frage beschäftigte ihn viele Jahre. Nach dem anfänglichen Gebrauchsmuster, welches immer weiter verbessert wurde, war die Weste soweit, um auf den Markt gebracht zu werden.