Die Jagd auf den Brunfthirsch unterliegt einem eigenen Zauber und zieht den Jäger, der sie einmal erleben durfte, stets aufs Neue in ihren Bann. Das Ziel ist dabei meist, der starke und alte Rothirsch. Jedoch sollte man nicht denken, dass es so einfach sei, während der Brunft des Rotwildes einen bestimmten alten Hirsch zu strecken. Sicherlich meldet dieser und verrät dadurch unvermittelt seinen Standort, doch ist er dabei auch meist permanent in Bewegung. Oft heißt es dann: Schnell handeln und seine vielleicht einzige Chance nutzen, um ihn beim Ein- oder Auswechseln oder auf dem Brunftplatz erlegen zu können.
Wie in vielen Bereichen der Jagd lässt sich auch für die Erlegung eines alten Hirsches in der Brunft keine Regel aufstellen. Vielmehr ist auch hier jede Situation neu, da jedes Revier seine Eigenheiten wie Windverhältnisse, Verlauf der Wechsel, saisonale Bevorzugung von Einständen und Äsungsflächen, Wasserangebot und Ruhezonen hat und auch das Wild sich nicht überall und jederzeit gleich verhält. Doch gerade darin liegen der große Reiz und die Schwierigkeiten, die eine solche Jagd ausmachen. Um selbst zu Schuss zu kommen oder sogar ebenso erfolgreich einen Gast zu führen, bedarf es einer gehörigen Portion Erfahrung, Ortskenntnis und Gespür für die zu bejagende Wildart – und eben auch das berühmte Quäntchen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Am verlässlichsten kommen wir noch zum Ziel, wenn wir, sobald sich der gesuchte Hirsch am Brunftplatz eingestellt hat, frühmorgens mindestens eine Stunde vor Büchsenlicht an Ort und Stelle sind, um zu verhören. Der richtig alte Hirsch meldet nur hin und wieder eher verhalten und schreit nicht ununterbrochen. Oftmals kann der verhörende Jäger nun auch akustisch verfolgen, dass der Gesuchte noch bei Dunkelheit mit einem oder wenigen brunftigen Stücken, manchmal auch allein, sich mehr und mehr vom Brunftplatz entfernt und über Umwege dem Tageseinstand entgegenzieht.