Ein so fundiertes Wissen wie bei Kristin Schulte ist eher selten anzutreffen. „Es ist generell kein geschützter Beruf, jeder darf sich Osteopath oder Chiropraktiker nennen. Egal, ob er eine Ausbildung gemacht hat oder nicht“, ärgert sie sich, „Es gibt viele Kollegen, die machen einen vierwöchigen Lehrgang oder vielleicht sogar zwei Jahre, aber haben aber natürlich nicht so viele Vorkenntnisse.“
Ihre Kompetenz wird spätestens deutlich, wenn ihre vierbeinigen Patienten schon schwanzwedelnd zur Praxistür hereinkommen und gleich auf den niedrigen Behandlungstisch springen wie Becassine. Die siebenjährige Flat-Coated-Retriever-Hündin weiß, wie gut ihr das tut. „Seit der letzten Entenjagd zeigt sie im Rücken Schmerzen und ist an der Hinterhand klemmig“, beschreibt Besitzerin Christiane Müller die Beschwerden.
Millimeter für Millimeter drückt Kristin Schulte zuerst die Dornfortsätze an den Wirbeln, dann die Rückenmuskeln durch das pechschwarze lange Fell vorsichtig ab. Damit stellt sie fest, wo die Muskulatur verhärtet ist und Wirbel blockiert sind, die anschließend gelöst werden. Zum Abschluss der Behandlung setzt die Osteopathin Akkupunkturnadeln zur muskulären Lockerung.
Jägerin Christiane Müller ist erleichtert: „Die Osteopathie erspart meinem Hund viele Medikamente, somit bleibt die Belastung für ihn niedrig. Becassine kommt gerne hierher und es geht ihr danach immer sehr gut.“ Nach zwei Tagen Ruhe ist sie immer wie ausgewechselt.
Regelrecht freudig kommt auch der kleine Borderterrier auf Osteopathin Schulte zugelaufen. Die beiden kennen sich ebenfalls schon länger. Dieses Mal hat die dreijährige Jagdhündin Lotta eine Wirbelblockade im Nackenbereich. Durch die untypische Stellung des linken Ohres ist der Besitzerin Margret Scholz aufgefallen, dass etwas nicht stimmt. Schnell ist das Problem behoben.
Bei den meisten Hunden reicht eine Behandlung aus. Die Erstbehandlung kostet zwischen 30 und 60 Euro, jede weitere zwischen 15 und 60 Euro. Kristin Schulte kennt jedoch auch ihre Grenzen, und die der Osteopathie: „Bei Knochentumoren oder einer vorangeschrittenen Arthrose.“ Das Alter des Hundes spielt auch eine Rolle. Bis zum zehnten Lebensjahr könnte man noch mit der osteopathischen Erstbehandlung beginnen: „Bei älteren Tieren sollte man allerdings nicht mehr versuchen die Hüfte gerade zu stellen, bei ihnen hat sich der Körper im Laufe des Lebens darauf eingestellt.“