Zuchtplanung und Selektion
Hundezucht und Hunderassen entstehen
erst durch gezielte menschliche
Zuchtauswahl auf bestimmte Erscheinungsbilder
und Verhaltensweisen in
genetischen Teilpopulationen. Wir wissen
aber noch immer nicht wirklich,
wann und wo erstmals Hunde gezielt
gezüchtet wurden. Erste bildliche Darstellungen
aus dem Zwischenstromland
Mesopotamien lassen vermuten, dass
vielleicht dort auch die Wiege der Hundezucht
stand. 4.000 vor Christi entwickelten
sich hier bereits erste große
Staatsformen mit zentraler Verwaltung.
Die älteste heute bekannte Darstellung
von wahrscheinlich gezüchteten
Jagdhunden ist auf einem bemalten
ägyptischen Krug, eben aus dem Endedes 4. Jahrtausends vor Christus. Die
Tiere sind hochbeinig mit ausgeprägtem
Brustkorb, sie haben Stehohren und
eine geringelte Rute und werden von
einem mit Pfeil und Bogen bewaffneten
Mann geführt. Wahrscheinlich waren
diese Jagdhunde windhundartige Sichtjäger.
Jahrtausende später, im römischen
Weltreich, werden schließlich aus vielen
Haustieren systematisch Nutzrassen gezüchtet.
Das bedeute aber nicht, dass
alle heute gezüchteten Rassen nur auf
die in Rom vorhanden Rassen zurückgehen,
wie man lange Zeit glaubte.
Zimen meinte, Hunderassen entstehen
und vergehen wieder, um später in
ähnlicher Form, aber eben nicht in gleicher
Abstammung wieder aufzutauchen.
Neuere Studien allerdings ergaben,
dass alle Hunderassen weltweit
einen gemeinsamen Genpool haben.
Dieser lässt sich in zehn große Haplotypen
unterteilen.
Die gesamte genetische Bandbreite
fand man jedoch nur bei Hunden in
China, südlich des Jangtsekiang-Flusses.
Derzeit schließt man daraus, dass der
Ausgangspunkt der Domestikation eben
dort liegen könnte. Bei uns in Europa
finden sich beispielsweise nur vier dieser
Hapol-Gruppen. Die Forschung ist
diesbezüglich aber noch lange nicht am
Ende, denn es gibt auch sogenannte
Junk-DNA. Das ist DNA, deren Funktion
man nicht kennt. Es ist recht interessant,
was die Wissenschaft hierzu
noch entdecken wird, denn die Geschichte
der Hunde ist auch die Geschichte
der Menschheit.
In der nächsten Folge befassen wir
uns mit der Entwicklung nach dem römischen
Weltreich, von der Keltenbracke
bis zum neuen Jahrtausend.
Andreas Gass