
(Foto: IFWo-Archiv)
Dr. Gunter Sodeikat, Institut für Wildtierforschung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Foto: Dr. Gunter Sodeikat)
Eigene Erfahrungen mit dem Fang von Wildschweinen im Forschungsprojekt "Schwarzwild" am IWFo
Transportabler Fang, wie ihn das IFWo Hannover heute für Forschungszwecke einsetzt. (Foto: IFWo-Archiv)
Im Untersuchungsgebiet wurden acht transportable Fallen aufgestellt, in der Regel wurden sie in Nähe des Haupeinstandsgebietes unmittelbar am Hauptwechsel der Sauen positioniert. Die fängisch gestellten Wildschwein-Fallen wurden morgens kontrolliert. Der spätere Einsatz von Fallensendern zur telemetrischen Kontrolle der Fallen aus der Distanz erwies sich dabei als sehr effizient. Der Zeitaufwand für die Kontrollen konnte damit deutlich verringert und auch die Anwesenheit von Personen im unmittelbaren Fallenbereich konnte minimiert werden. Trotzdem war ein intensiver Überwachungsaufwand der Fallen im Untersuchungsgebiet notwendig. Insbesondere nach Fang von stärkeren Sauen waren stets mehrere Mitarbeiter des IWFo zum Herausfangen bzw. zur Markierung der Tiere mit Ohrmarken oder Kleinsendern notwendig. Anschließend wurden die markierten Sauen sofort wieder freigelassen.
Bauweise der Fangkästen
Während des Projektzeitraumes von 1997 bis 2005 wurden 444 Sauen entweder als Erstfänge
(n = 326, männlich = 139, weiblich = 152, unbestimmtes Geschlecht = 35) oder als Widerfang
(n = 118) in den Fallen gefangen. Es fingen sich ca. 90 % Frischlinge, die restlichen zehn Prozent verteilten sich vorwiegend auf Überläufer. Sehr alte Sauen wie z.B. Leitbachen wurden nicht gefangen. Viele Sauen, zumeist waren es Frischlinge, ließen sich durch Fang und Markierung von weiteren Besuchen der Falle nicht abhalten. Ein Frischling wurde sieben Mal gefangen. Beifänge wie z.B. von Dachs, Fuchs oder Reh kamen nur in wenigen Einzelfällen vor. Die Sauen verhielten sich nach dem Fang zumeist sehr ruhig, was durch Videoaufnahmen während der Nacht beleget wurde. Auch die Aussagen anderer Kollegen (Keuling in MV, Hohmann in RLP, mündl. Mittlg.) bestätigen dieses Verhalten In den einzelnen Projektjahren wurden trotz gleich bleibenden Aufwandes (Einsatz und Kontrolle von acht Sauen-Fallen) sehr unterschiedliche Fangzahlen erreicht. Zu Beginn des Schwarzwildprojektes im Jahr 1997 wurde im Fangzeitraum von einem halben Jahr nur eine Sau gefangen. Im Jahr 2003 fingen sich nur drei! Sauen. Vermutlich waren es die Auswirkungen des Mastjahres, die dazu führten, dass die Sauen ein hohes Nahrungsangebot in ihrem Lebensraum vorfanden und das Kirrmaterial in den Fallen wenig attraktiv fanden. Ganz anders dagegen waren die Fangzahlen im Untersuchungsjahr 2004. In diesem Jahr wurden 171 Wildschweine gefangen und markiert.
Fangjahr19971998199920002001200220032004Gefangene Sauen 1 487426 55203 171
Tabelle: Anzahl gefangener und besenderter Wildschweine von 1997 bis 2004
im Schwarzwildprojekt im östlichen Niedersachsen
Fluchtwege nach Fang und Freilassung
Fazit
Unsere Erfahrungen aus dem Schwarzwildprojekt zeigen, dass mit der Falle eine Vielzahl von Frischlingen gefangen werden können. Mit dem Fallenfang ist aber ein nicht zu unterschätzender zeitlicher und personeller Aufwand verbunden. Hier muss nochmals auf unsere wenig erfolgreichen Fangbemühungen in den Projektjahren 1997 und 2003 hingewiesen werden, wo nur eine bzw. drei Wildschweine unter Einsatz von acht Fallen gefangen werden konnten. Der Kontrollaufwand war aber trotzdem in diesen Jahren gleich hoch geblieben. Diesbezüglich wären zum besseren Verständnis des zeitlichen und personellen Aufwandes genaue Kosten-Nutzenanalysen sehr hilfreich, diese stehen jedoch noch aus.
Aus meinem persönlichen jagdlichen Umkreis werden die Wildschweinfallen, wie z.B. Frischlingsfallen aus verschiedensten Gründen eher abgelehnt. Nach meinen Erfahrungen mit der IWFo-Falle können wir jedoch Bedenken ausräumen. Denn im gesamten Projektzeitraum konnten wir mit dieser Falle die Sauen stets tierschutzgerecht fangen, ernsthafte Verletzungen an den Tieren wurden nicht festgestellt.
Hinsichtlich der zu fordernden Einhaltung der Tierschutzbestimmungen beim Fang von Wildschweinen halte ich jedoch die diesbezügliche Überprüfung der gängigen Fallentypen, wie schon eingangs erwähnt für dringend erforderlich.
Dr. Gunter Sodeikat
Institut für Wildtierforschung
an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Bischofsholer Damm 15
30173 Hannover