
Ausbreitung
Die hinterlassenen Abdrücke ähneln kleinen fünf-fingrigen Händen mit Krallen. Die Zehen sind nicht miteinander verbunden.<br>(Foto: I. Bartussek)
Die in Deutschland nachgewiesenen Populationsschwerpunkte Brandenburg, Hessen und mittlerweile auch Nordrhein-Westfalen weisen zwar mit Abstand die höchsten jährlichen Abschusszahlen auf, es gibt in der Bundesrepublik jedoch kaum noch Länder, die keine Zahlen zur bundesdeutschen Jahresstrecke an Waschbären beisteuern können (im Jagdjahr 2007/2008 ca. 35 000). Der Waschbär ist also gewaltig auf dem Vormarsch, und das gibt uns Jägern in zunehmendem Maße Gelegenheit, auf diesen heimlichen Gesellen zu waidwerken.
'Bären' im Revier
Sind diese Behausungen regelmäßig angenommen, zeigt sich das an den diagonalen, V-förmig angeordneten Kratzspuren in der Borke, die der Waschbär beim Abstieg kopfüber hinterlässt. Mitunter fehlt dort die Borke ganz, wenn der Schlafplatz über mehrere Jahre und von diversen Generationen benutzt wurde. Im Winter finden sich unter diesen Bäumen auch Latrinen, da die Tiere keinen richtigen Winterschlaf halten, sondern lediglich eine Winterruhe in Form von verringerter Aktivität. Zum Nässen und Lösen verlassen sie stets den Schlafplatz und 'verraten' sich so durch ihre Hinterlassenschaften.
Bejagung
Deutlich effektiver kann man mit der Fangjagd Beute machen. Von der Verwendung von Schlagfallen, Eiabzugseisen oder ähnlichen Totfangfallen ist allerdings grundsätzlich abzuraten. Die deutsche Bezeichnung 'Waschbär' rührt nämlich vom arttypischen Verhalten der Tiere her, bei der Nahrungssuche vor allem unter Wasser ihre Beute vorsichtig zu ertasten und mithilfe ihrer äußerst sensiblen Branten durch Drehen und Wenden nach Fressbarem zu kategorisieren. In einer fängisch gestellten Falle würde der Waschbär also auch zuerst nach dem Köder greifen: Grausame Verletzungen sind vorprogrammiert. Empfehlenswert sind daher ausreichend geräumige Kastenfallen mit sogenannten 'Köder-Auslösern'. Das sind Vorrichtungen, die es ermöglichen, dass das Tier zunächst in seiner vollen Größe samt Lunte in die Falle einschlieft, bevor es an den Köder und damit an den Auslöser kommt.
Schmackhafte Köder
Der Winterbalg des Waschbären lässt sich zu Rauchwerk verarbeiten.<br>(Foto: I. Bartussek)
Die Kastenfalle sollte man jedoch schon zeitig an einem dafür geeigneten Standort ausbringen, damit sie die menschliche Wittrung verliert und den Ködergeruch annimmt. Passende Fallenstandorte finden sich überall an flachen Uferzonen von Gewässern, von Gräben, in der Nähe von charakteristischen Schlafbäumen in strukturreichen Altholzbeständen oder entlang bekannter Wildwechsel im Revier, die auch gern vom bequemen Waschbären genutzt werden. Ideal sind Zwangspässe an Uferböschungen oder über Bachläufen liegende Baumstämme.
Man beachte im Übrigen bei der Konstruktion der Falle, dass sie keinesfalls nur aus genageltem Material besteht, sondern dass die Verbindungen der Bretter allesamt verschraubt sein müssen. Ein gefangener Waschbär entwickelt sprichwörtliche 'Bärenkräfte', wenn er versucht, in die Freiheit zu entkommen. Eine schlecht zusammengefügte Kastenfalle bietet dem in Panik geratenen Tier meist genügend Angriffspunkte, um seine Krallen einzusetzen und die Falle letztlich zu zerlegen. Dabei besteht Verletzungsgefahr. Wenn man ausschließlich Waschbären fangen will, so ist es ausreichend, die Falle in der Abenddämmerung zu beködern und fängisch zu stellen und sie am Morgen nach der täglichen Kontrolle wieder zu sichern.
Hat man dann endlich einen 'Maskierten' gefangen, so ist bei dessen Bergung mit äußerster Umsicht und Ruhe zu Werke zu gehen. Waschbären sind wehrhaft und vermögen mit ihren Krallen und spitzen Zähnen auch durch einfache Arbeitshandschuhe zu dringen – was beim Jäger zu üblen Verletzungen führen kann. Am besten verwendet man eine trichterförmige Reuse aus sehr festem Nylon oder einen Abfangkasten, in welche man den Waschbären aus der Kastenfalle entlässt. Darin kann man ihn dann anschließend mit einem gezielten Fangschuss in den Waschbärhimmel schicken…
Ob bei der Bejagung mit Schusswaffe (z. B. .22 Hornet; Schrot 3,5 bis 4 mm) oder Falle – grundsätzlich sind die jeweiligen Landesjagdgesetze zu beachten. Mit Ausnahme von Bremen und dem Saarland haben alle Bundesländer den Waschbären in die Liste der jagbaren Tierarten aufgenommen. Beachte die unterschiedlichen Jagdzeiten. Aufgrund der langen Mutter-Jungtierbindung sind vor Oktober nur Jungtiere zu bejagen. Auch ist erst ab Spätherbst der Balg ausgereift.
Ein gut gegerbter Waschbärenbalg ist außerordentlich wasserabweisend, strapazierfähig, isolierend und winddicht zugleich. Vor allem der Winterbalg, mit dem der Waschbär die kältesten Tage des Jahres entspannt in einer Baumhöhle oder unterirdisch verschläft, weist diese Eigenschaften auf.