Niedrige Prokopf-Verschuldung, hoher Bierkonsum, Rekordverein mit Meisterabo: Bayern ist für so manche Superlative im Bundesvergleich gut. Kein Wunder also, dass sich der Freistaat gleich zwei umfangreiche Management-Systeme leistet, um dem wachsenden Konfliktpotenzial mit den Schwarzkitteln Herr zu werden.
Die Gründe dafür sind eher im politischen und vorpolitischen Raum und in der Verbändelandschaft zu finden. Zudem sind sie nicht zwingend ökonomisch begründet oder gar sinnvoll. Als es bereits vielerorts zu erheblichen Konflikten mit Wildschäden durch wachsende Schwarzwildbestände gekommen war, wurde in Bayern unter Beteiligung verschiedener Interessensgruppen das Projekt „Brennpunkt Schwarzwild“ durchgeführt (Laufzeit bis 2014). Weder mit der Konzeption, noch mit dem Ergebnis war der Bayerische Jagdverband (BJV) seinerzeit einverstanden: Man witterte Jägerschelte, ja man sah sich zu unrecht beschuldigt, Verfehlungen begangen zu haben. Zu einseitig sei zudem die Kritik im Abschlussbericht ausgefallen, und die zweifelsohne sehr gute lokale Zusammenarbeit sei nicht ausreichend berücksichtigt worden. Außerdem passte der aus Sicht der Projektverantwortlichen erfolgreiche Einsatz von Nachtzielgeräten nicht zur Verbandshaltung. Das im Rahmen dieses Projekts geschaffene SIS (Schwarzwild-Informations-System) sollte deshalb auch nicht durch den BJV mitgetragen werden. Er entwickelte stattdessen sein eigenes Monitoring-System – welches bereits seit den 1980er Jahren erst per Papier, später per Onlinemeldung durchgeführt worden war – weiter bis zum heute existierenden BJVdigital. Der Bayerische Bauernverband führte sein System SIS hingegen nicht weiter, sondern stellte eigene Aktivitäten ein. Nicht als offizieller Nachfolger, aber doch in den ideellen Fußstapfen des SIS, wurde das Projekt durch die Landesanstalt für Landwirtschaft technologisch aufgewertet, weiterentwickelt und wird seit 2015 als Bürgerplattform Wildtiere (WilTiB) betrieben. Beide Systeme basieren zwar auf unterschiedlichen technologischen Plattformen, sie sind sich in den meisten Funktionalitäten aber sehr ähnlich: So können verschiedene Ereignisse (siehe Kasten) von unterschiedlichen Nutzern erfasst und mit Detailinformationen angereichert werden. Die Anwender verschiedener Rollen sammeln dabei bestimmte Ereignisse wie Erlegungen oder Sichtungen im System, die für die anderen Nutzer sichtbar sind. BJVdigital bietet hierfür bereits eine App fürs Smartphone oder Tablet an. WilTiB plant eine ähnliche Möglichkeit.