Während die Ehefrau die Szene weiter beobachtet, alarmiert Josef Schneebauer – Jagdpächter im dortigen Gebiet – seinen Schwiegersohn Franz Wolkerstorfer – ebenfalls Jäger. Die beiden eilen mit dem Auto zum nur zirka 200 Meter entfernten Ort des Geschehens. Sie können zunächst nichts Verdächtiges feststellen. Nachdem sie ihren Geländewagen gewendet haben, kommt ihnen ein Fahrzeug mit deutschem Nummernschild entgegen. Obwohl die beiden Jäger zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, dass noch ein zweiter Schuss gefallen ist und jenes Fahrzeug zuvor mehrere hundert Meter ohne Beleuchtung unterwegs war, notieren sie das Kennzeichen und informieren die Polizeiinspektion (PI) in Schärding.
Bayerisches Wilderer-Duo in Österreich gestellt

Während die Ehefrau die Szene weiter beobachtet, alarmiert Josef Schneebauer – Jagdpächter im dortigen Gebiet – seinen Schwiegersohn Franz Wolkerstorfer – ebenfalls Jäger. Die beiden eilen mit dem Auto zum nur zirka 200 Meter entfernten Ort des Geschehens. Sie können zunächst nichts Verdächtiges feststellen. Nachdem sie ihren Geländewagen gewendet haben, kommt ihnen ein Fahrzeug mit deutschem Nummernschild entgegen. Obwohl die beiden Jäger zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, dass noch ein zweiter Schuss gefallen ist und jenes Fahrzeug zuvor mehrere hundert Meter ohne Beleuchtung unterwegs war, notieren sie das Kennzeichen und informieren die Polizeiinspektion (PI) in Schärding.
Nichts als Ausreden<p>
Diese Aufnahme der Polizei aus der Tatnacht zeigt den leistungsstarken Handscheinwerfer. Foto PI Schärding.
Die Geschichte, die der Verdächtige den Beamten auftischt, geht in etwa so: Er komme von seiner Freundin. Diese sei aber verheiratet, weswegen er ihren Namen nicht preisgeben könne. Seiner eigenen Frau habe er gesagt, er gehe zur Jagd, deswegen sei er auch so gekleidet. Als Mitpächter eines Jagdreviers in der Nähe von Hauzenberg im Bayerischen Wald habe er am Vorabend ein Reh erlegt – daher die Schweißspur. Die bei ihm gefundene Munition (Kaliber .22 Magnum) und die abgefeuerten Hülsen würden einem Freund gehören, er selbst besitze gar keine Waffe dafür.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit<p>
Die Trophäe des sehr gut veranlagten zweiten Rehbocks, der mit zwei Kleinkaliberschüssen verletzt worden war. Foto: Josef Schneebauer
Die Realität sah jedoch anders aus, was aber die Polizisten auf beiden Seiten der bayerisch-österreichischen Grenze nahe Passau zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnten: Die beiden bayerischen Jagdscheininhaber Josef N. senior und junior aus der Nähe von Hauzenberg waren gemeinsam in Österreich zum Wildern unterwegs. Aus den Ermittlungen der Polizei und den Zeugenaussagen ergibt sich folgender Ablauf der Dinge: Wenige Kilometer hinter der Grenze auf dem Gemeindegebiet von Rainbach im Innkreis haben die beiden einen Rehbock mit dem Handscheinwerfer ausgemacht, geblendet und erlegt. Das Stück wurde im Kofferraum verstaut. Damit gaben sie sich aber nicht zufrieden. In der Nachbargemeinde St. Florian am Inn wollten sie in gleicher Weise verfahren. Dort aber blieb ein beschossenes Stück nicht auf der Strecke – auch nicht nach einem zweiten Schuss. Der Junior machte sich auf den Weg, um den Bock mit der Taschenlampe zu suchen. Dieses Geschehen hatte jedoch wie oben geschildert die Familie Schneebauer auf den Plan gerufen. Beim Herannahen des Jagdpächters machte sich daher der im Fahrzeug verbliebene Senior-Wildschütze aus dem Staub.Dabei wurde sein Kennzeichen notiert und bei der Suche nach dem Junior schnappte ihn schließlich die Polizei. Offenbar war ihm die Sache schon so zu heiß geworden, dass er zuvor noch den ersten Bock unweit der Stelle, wo er erlegt worden war, „entsorgte“. Die Waffe ließ der Mann ebenfalls zurück.
Freude über Erfolg<p>
Die sichergestellte Tatwaffe – eine BBF Heym im Kaliber .222 Rem. mit Einstecklauf .22 Mag. Foto: PI Schärding.
Dort ging in der Zwischenzeit die Suche nach Beweisen weiter. Bereits am frühen Morgen war die Jägerschaft aufgefordert worden, den vermuteten Tatort abzusuchen, ob sich nicht doch etwas finden ließe.
Am Vormittag wurde man fündig. Josef Schneebauer hatte in der Nacht Wild in Richtung eines Bachlaufs flüchten sehen. Bei einer intensiven Nachsuche wurde dort ein offensichtlich krankes Stück Rehwild hoch. Die mitgeführte Deutsch-Drahthaar-Hündin „Undra“ konnte den Bock nach kurzer Hetze niederziehen. Am abgefangenen Stück ließen sich anschließend zwei Kleinkaliber-Einschüsse feststellen. Auch dieses Indiz hätte indes wohl nicht für eine dauerhafte Festnahme der Verdächtigen ausgereicht. Aber unter dem Druck der Ereignisse knickte Josef N. senior letztlich doch noch ein. Die erfahrenen österreichischen Beamten hatten ihm entsprechend zugesetzt: Der Sohn sei praktisch geständig, seine eigenen Einlassungen seien leicht zu widerlegen, ein Rehbock war gefunden worden – man würde ihn nicht ziehen lassen. Daraufhin geleitete der Mann die Polizei zu seiner versteckten Waffe, einer Heym-Bockbüchsflinte im Kaliber .222 Remington, ausgestattet mit einem .22-Magnum-Einstecklauf. Im Kugellauf steckte sogar noch eine Patrone! Sein auffälliges Benehmen dort führte schließlich auch noch zur Entdeckung des zuerst gewilderten Rehbocks, der notdürftig in einem Maisfeld versteckt worden war.
Jagdpächter Josef Schneebauer zeigte sich im Gespräch mit der PIRSCH sehr erfreut über diesen Erfolg und fügt hinzu: „Die Polizei hat sich wirklich voll eingesetzt, schließlich drängte die Zeit und die Beweise waren zunächst nicht so toll.“
Noch viele Fragen offen<p>
Trugen wesentlich zur Verhaftung der Täter bei (v.l.): Josef Schneebauer und Franz Wolkerstorfer mit DD-Hündin „Undra“. Foto: Josef Schneebauer
Die Ermittlungen dauern also an. Auch auf bayerischer Seite sind noch einige Fragen ungeklärt. Dort ist das Duo in der Vergangenheit durch das Vorzeigen von Kapitaltrophäen zweifelhafter Herkunft aufgefallen, wie eine Recherche der PIRSCH ergab. Man traut den jetzt Gefassten in ihrer Heimat einiges zu. Vorfälle gab es genügend. Nicht umsonst wird in der dortigen Region ohnehin wegen Wilderei ermittelt – wovon die Männer Kenntnis hatten, wie der im Auto gefundene Zeitungsbericht beweist. Ein Grund, um nach Österreich auszuweichen?
Von Interesse für die Polizei dürften im Zusammenhang mit einer möglichen Wildpretverwertung auch die direkte Verbindung der beiden zu einer Gaststätte sein.
„Sch(l)uss, aus und vorbei mit der Jagerei“, machte sich die „Passauer Woche“ einen Reim auf die Ereignisse und wies darauf hin, dass Vater und Sohn der Jagdschein entzogen wurde, ihre Waffen mussten sie abgeben.
Derzeit wird die Anklage wegen „schweren Eingriffs in fremdes Jagdrecht“ vorbereitet. Zuständig ist die Staatsanwaltschaft in Ried im Innkreis. Es kann aber gut sein, dass diese den Fall an die Kollegen in Passau abgeben wird. Doch auch dann dürfte die Anklage auf „schwere Jagdwilderei“ lauten – Strafandrohung: bis zu fünf Jahre Haft! Josef-Markus Bloch
- Bericht: Der Abschluss des Verfahrens
- Video: Die "Wildererfänger" im Interview