
Offener Brief
Gerd Neidhardt und Karsten Bergner (v.l.) sind zwei der Initiatoren des offenen Briefs. Foto: RS
Zuspruch erhielten die Jäger durch den NABU-Kreisverband Mittleres Erzgebirge. Der Vorsitzende Bernd Seifert bemerkte: „Die Abschusspläne, die der Sachsenforst zu erfüllen hat, dürfen sich nicht allein nach den wirtschaftlich geprägten Zielvorstellungen des Waldbesitzers richten.“ Es habe den Anschein, dass gerade im Staatswald Rothirsche mancherorts vollständig verschwunden seien.
Auf Ablehnung stößt dagegen der Brief bei den Regionalbauernverbänden Erzgebirge und Aue/Stolberg/Schwarzenberg. In einer Stellungnahme vertreten sie den Standpunkt, dass der Staatsforst seiner Rolle zur Regulierung überhöhter Wildbestände gerecht werde, um die Landwirtschaft vor Schäden zu schützen und die Jagdpächter mit Schadensforderungen nicht zu überforden. Nach Darstellung der beiden Bauernverbände wären die Probleme „auf Jagdneid, und nicht auf eine verfehlte Jagdstrategie zurückzuführen“.
Falsche Behauptung
Forstbezirksleiter Ingo Reinhold ist von der Richtigkeit seines Jagdkonzepts überzeugt. Foto: RS
Üppige Kirrung
Positionspapier
Nach Vorstellung der Initiativgruppe sollte Sachsenforst die Vorreiterrolle in Sachen Schalenwildbewirtschaftung im Freistaat übernehmen. In der Pflicht sieht die Initiativgruppe aber nicht nur die Landesforst, sondern alle Rotwildjäger im Erzgebirge. „Der Appell, verantwortungsbewusst mit dem Rotwild umzugehen, richtet sich daher an die gesamte Jägerschaft der Region“, erklärt Neidhardt.
Staat im Staate
Im Erzgebirge sind die Fronten erstarrt. Forstbezirksleiter Reinhold legte seinen Vorstandsposten in der Hegegemeinschaft nieder. Auch seine beiden Amtskollegen kündigten ihre Zusammenarbeit auf. Die Antwort auf den offenen Brief durch den sächsischen Agrarminister Thomas Schmidt (CDU) lässt kein Gesprächsangebot erkennen. Die Kritik an der Jagd im Staatsbetrieb Sachsenfost sei unberechtigt, teilt der Minister mit. Für eine Korrektur der Jagdstrategie gäbe es daher keinen Anlass. Vom vielbeschworenen politischen Grundsatz „Wald und Wild“ findet sich kein Wort.
Wie es jetzt im Erzgebirge weitergehen soll, weiß noch keiner. Bleibt es bei der Sprachlosigkeit, wäre allerdings das Rotwild der Verlierer.
Reinhard Schneider