Ihr Einsatz für das Auerwild steht auf drei Säulen. Da ist zunächst eine konsequente Raubwildbejagung. Fuchs und Marder sind Kulturfolger und setzen dem Auerhuhn zu. Auch die Wildschweine sind jüngst bis in den Bergwald vorgedrungen und bedrohen die Gelege. Hier sorgen die Jäger für einen Ausgleich.
Wohl wissend, dass dies nur wenig nützen würde, wenn nicht auch der Lebensraum den Bedürfnissen ihrer Schützlinge entspricht. Diesen zu verbessern ist jedoch ungleich schwieriger. Zum Glück hat Josef Knogl, der als Land-und Forstwirt mitten im Revier beheimatet ist, in der Auerwild-Region selbst Waldbesitz. Diesen hat er zu Gunsten der Waldhühner gezielt vom Fichten-Wirtschaftswald in einen lichten Bergmischwald umgebaut.
Die dritte Säule ist die Aufklärung der Öffentlichkeit. Dabei geht es darum, dafür zu sorgen, dass die Vögel gerade im Winter nicht gestört werden. Häufige Störungen und die daraus resultierenden Fluchten zehren an den knappen Energiereserven – so sehr, dass dies mitunter den Tod der Vogel bedeuten kann.
Leider sind manche Erholungssuchende recht uneinsichtig, wie die beiden Jagdpächter enttäuscht feststellen mussten. Besonders das Schneeschuhwandern abseits der ausgewiesenen Routen gefährdet die Existenz des Auerwildes. Dabei haben sich die Jäger extra mit dem verantwortlichen Verband zusammengesetzt, um eine naturverträgliche Tour auszuweisen. Als diese in der Folge aber immer bekannter wurde, waren plötzlich auch viele „wilde“ Schneeschuh- und Tourenski-Gänger abseits der Wege unterwegs.
Es ist nicht unbedingt Böswilligkeit, die Leute wissen einfach zu wenig Bescheid, meint Josef Knogl: „Ich durfte mir sogar für meine Waldumbaumaßnahmen zum Schutz des Auerwildes Kritik von Wanderern anhören, die nicht einsehen wollten, dass dafür Fichten gefällt werden mussten.“
„Jägern wird oft auch unterstellt, sie wollten den Wald für sich alleine haben und hegten Tiere nur, um sie zu jagen. Im Falle der Auerwild-Schützer ist dies besonders ungerecht. Denn natürlich ist ihnen die Bedeutung der Region als Naherholungsgebiet bewusst. Und bejagt werden darf das Auerwild schon seit rund 40 Jahren nicht mehr.
Zuvor, bis Anfang der 1970er Jahre, hatte das Revier Alberting noch regelmäßig einen Hahn zum Abschuss frei. Die heutigen Jagdpächter sind sich klar darüber, dass es dazu nicht wieder kommen wird und sie streben dies auch nicht an. Erinnern können sich aber beide noch an diese Zeit. Johann Bretzendorfer, der seit seiner Jägerprüfung im Jahre 1963 immer in diesem Revier gejagt hat, hätte damals sogar selbst einen Hahn frei gehabt: „Über 50 mal habe ich versucht, einen zu bekommen, aber es hat nicht sollen sein!“ Josef Knogl, der seit seiner Jägerprüfung 1987 dort jagt, erinnert sich noch genau daran, wie die Erlegung des letzten frei gegebenen Auerhahns im Dorfwirtshaus gefeiert worden war und er als Bub dort den riesigen Vogel bewundern konnte.
Für ihren Einsatz haben die beiden Jagdpächter mittlerweile auch eine Würdigung seitens des Bayerischen Jagdverbands (BJV) erfahren. Auf Vorschlag der Kreisgruppe Deggendorf ist ihnen im vergangenen Jahr die „Hegenadel in Silber“ verliehen worden. Reinhard Winnerl, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe, sieht darin einmal mehr den Beweis dafür, dass auch gefährdete Arten gut im Jagdrecht aufgehoben sind. Das habe zwei Gründe. Erstens werden Verstöße gegen das Jagdgesetz schwerer geahndet als Verstöße gegen das Naturschutzgesetz. Und Zweitens sei im Jagdgesetz die Pflicht zur Hege durch Grundeigentümer und Jäger verankert. Das gelte gerade auch für Tierarten, die nicht bejagt werden.
Wenn es also nicht die Aussicht auf Jagderfolg ist, was treibt die Albertinger Jägerschaft dann dazu, sich so für das Auerwild zu engagieren? „Das sind wir dem Wild und dem Revier schuldig“, sind sich die beiden Pächter einig. Das ist ihre Form der Heimatliebe.
Gleichzeitig sind die beiden natürlich auch ein wenig stolz auf „ihr“ Revier. „Ja, es ist schon etwas Besonderes, in einem Revier jagen zu dürfen in dem neben den gängigen Wildarten auch noch das Auerhuhn sowie das Muffelwild beheimatet sind“, stellt Knogl fest. Und in dem auch der Luchs regelmäßig vorbei schaue. Im Falle dieser großen gefleckten Wildkatze hegen die Albertinger Jäger durchaus gemischte Gefühle. Als „Mitjäger“ sei der Luchs schon beeindruckend, aber er fange eben auch Auerhühner und Auerhähne, was für so eine kleine Population gefährlich werden kann.
Wie gefährdet das Vorkommen wirklich ist, das wollen Wildbiologen derzeit anhand von Kot-Proben ermitteln, die ein Auerwild-Experte im vergangenen Herbst im Gebiet des Dreitannenriegels gesammelt hat. Man will dabei erfahren, ob es sich um den „Urtyp“ der Bayerwald-Auerhühner handelt, oder eine Vermischung mit Vögeln aus Auswilderungsprojekten erfolgt ist. Die Experten erhoffen sich aber auch Aufschluss darüber, wie „gestresst“ die Tiere sind.
Ob die scheuen Waldhühner dort dauerhaft eine Zukunft haben, wird wesentlich davon abhängen, ob der Mensch Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nimmt. Noch aber gibt es das Auerwild an den Abhängen des vorderen Bayerischen Waldes und die Jäger warten schon darauf, dass auch in diesem Frühjahr wieder sein eher heimlicher Balzruf ertönt.
Auch Erholungssuchende können ihren Beitrag zum Schutz der Vögel leisten: Indem sie sich dort an die ausgeschilderten Routen halten und die Vögel nicht stören.
JMB
Link: Hier finden Sie einen Film über das Auerwild im Bayerischen Wald