Vorsichtig schiebt Matthias Roscher (52) einen Buchenzweig zur Seite und schaut mit dem Fernglas in ein Wiesental direkt hinter der Waldkante. »Für mich gibt es nichts Schöneres, wenn ein Arbeitstag mit einer Frühpirsch oder einem Ansitz beginnt«, sagt der Umweltschutztechniker und Revieroberjäger. »Morgen beginnt der dritte Teil des Jungjägerkurses, da brauche ich noch ein Stück Rehwild, um den Anwärtern das Zerwirken zu demonstrieren.
Nachdem ich bei verschiedenen Landesjagdverbänden und Jagdschulen bereits Jungjäger ausgebildet habe und mir dann dieses wunderschöne Revier als Lehrrevier angeboten wurde, habe ich mich entschlossen, selbst eine Jagdschule zu gründen. Viele Crashkurse vermitteln meiner Meinung nach nicht genug Praxiswissen, sie bereiten konzentriert auf die Jägerprüfung vor – danach ist man Jagdscheininhaber, aber Jäger noch lange nicht.«
Die Jagd ist für Matthias Roscher Passion und Berufung zugleich. Dieses umfangreiche Wissen möchte er gemeinsam mit seiner Frau Katharina (35) nicht nur an künftige Jägergenerationen weitergeben, sondern auch an alle Naturinteressierten. »Wir bieten Waldexkursionen von Kleinstkindern bis zu Senioren an.
Matthias Roscher ist sich sicher: »Wer seine beruflichen Ziele im Bereich der Jagd sucht und seine Chancen nutzen möchte, sollte dies auch tun und versuchen seine Ambitionen zu leben. Wie in jedem Beruf gibt es natürlich auch negative Momente. Reibungspunkte gibt es immer dort, wo andere Hobbys wie z. B. das Reiten oder Mountainbiken mit Jagdinteressen überlappen. Die grundsätzliche Einstellung, dem Wild nicht nur nachzustellen und es zu erlegen, sondern als ›Dienstleister fürs Wild‹ Lebensräume zu gestalten und zu erhalten, um danach abschöpfen zu können, das macht für mich die Jagd aus.«