Wochenlang ließ das niedersächsische Umweltministerium unsere Anfragen zur geplanten Abschussgenehmigung des Rodewalder Problemwolfs unbeantwortet (wir berichteten). Gestern morgen dann die Überraschung: In einer Pressemitteilung teile das Ministerium mit, dass die Ausnahmegenehmigung zum Abschuss des Leitrüden schon seit dem 17. Juli 2020 bestehen würde. Zwei Pferde waren Mitte Juni getötet und ein weites schwer verletzt worden. Anhand der DNA-Spuren konnte eine Zuordnung zum Rodewalder Rudel erfolgen. Das Rissbild ließ aufgrund der abzulesenden Jagdtechnik darauf schließen, dass der Leitrüde GW717m an dem Vorfall beteiligt war, so das Ministerium.

Sicherheitsbedürfnis der Jäger als Grund
Die aktuelle Genehmigung sei zunächst bis zum 31. Dezember 2020 befristet. Auf Nachfrage der Redaktion, warum dass Ministerium erst jetzt über die Abschussgenehmigung berichtet, gab ein Sprecher an: „Beim Zeitpunkt der Beantwortung mussten wir sowohl die persönlichen Sicherheitsbedürfnisse der Jäger und anderer Beteiligter berücksichtigen wie auch die hoch emotionalisierte Szene der sogenannten „Wolfsfreunde“. Ein Wolf sei bisher nicht erlegt worden. Es bleibt abzuwarten, ob die Bemühungen, den lang gesuchten Problemwolf dieses Mal zu erlegen, erfolgreich sein werden.
Verein droht mit Anzeige
Der Verein „Wolfsschutz Deutschland e.V.“ ruft erneut seine „Vereinsmitglieder und weitere Wolfsfreunde auf, wie bereits im vergangenen Jahr alle Maßnahmen im legalen Rahmen zu ergreifen.“ Damals hatten sich sogenannte Wolfsfreunde zu Spaziergängen in den betreffenden Revieren getroffen, um so eine Bejagung des Wolfes zu verhindern. Auch droht der Verein mit einer Anzeige, sollte „ein oder mehrere Wölfe aus dem Rodewaldrudel zu Tode kommen.“
Schützt die Wolfsjäger!
Man kann sich nur wundern… Haben es etwa militante Tierrechtler geschafft, ein Ministerium einzuschüchtern und zum Stillschweigen zu bringen? Oder versucht man mit der Hinhaltetaktik und der fragwürdigen Informationspolitik tatsächlich die Jägerinnen und Jäger zu schützen? Egal aus welchen Beweggründen – die steigende Radikalisierung einer kleinen, aber in den Städten auch meinungsbildenden Bevölkerungsgruppe trifft jetzt unser Lager härter denn je. Neben Feuerwehrleuten, Rettungssanitätern und Polizisten sind es jetzt die helfenden Grünröcke, die bei der Ausübung einer behördlichen Maßnahme schutzlos sich selbst überlassen werden und sich ernsthaft um ihre Gesundheit sorgen müssen. Dass Revierinhaber und Jagdausübungsberechtigte die Amtshilfe aus Angst vor Übergriffen auf sich und ihre Familien verneinen, ist vollkommen nachvollziehbar. Es ist der (gesellschafts-)politische Wille, einer besorgniserregenden Entwicklung in unserer Kulturlandschaft sachgemäß entgegenzuwirken. Eine hochrangige, medienwirksame Unterstützungs-Offensive seitens der Landesregierung ist längst überfällig. Denn wenn man den Worten von Minister Olaf Lies Glauben schenken darf, stellt er sich vor die Jäger, die er um Hilfe rief. Es wäre schön, wenn eben diese das auch endlich spüren könnten.
Ein Kommentar von Benedikt Schwenen, Chefredakteur vom Niedersächsischen Jäger
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