Zielstrebig stapft Martin Görner durch das hohe Gras. Der kleine Trampelpfad führt durch ein Fichtenwäldchen auf einen stillgelegten Steinbruch zu. Der Leiter der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen (AAT) ist der Fels in der Brandung, wenn es um Artenschutz-Fragen geht. Nach wenigen Metern öffnet sich das Gelände, und ein tiefes Loch taucht vor ihm auf.
Das smaragdgrüne Wasser blitzt in der Sonne. Die Steilhänge sind mit Birken und Ahörnern bewachsen. Sein abgegriffenes Carl Zeiss Jena Fernglas vor den Augen schaut der 74-Jährige auf die gegenüberliegende Felswand. „Vor zwei Wochen wurden hier zwei Jungvögel bestätigt“, raunt sein Begleiter Dr. Wilfried Walther ihm zu. Die beiden kennen sich seit vielen Jahrzehnten und setzen sich gemeinsam für die Uhus in Thüringen ein.
„Lass uns näher ran gehen, vielleicht sitzen sie im Schatten des Ahorns“, sagt Martin Görner und geht weiter am Rand des Kraters entlang. Doch auch nach einer halben Stunde intensivem Suchen finden die beiden Experten keine Anzeichen für Uhunachwuchs. „Es scheint, hier zeigt sich das gleiche traurige Bild wie an vielen anderen Brutplätzen. Die Jungen wurden aufgegeben!“, zieht der Artenschützer Bilanz. „Von den 62 Brutplätzen die ich kenne, sind nur an etwa fünf Stellen Küken bestätigt. Es ist eins der schlechtesten Uhu-Jahre die ich erlebt habe“, erzählt Görner weiter.