„Was einst die Karnickel anrichteten, verursachen heute die Rehe“,
berichtete Wilhelm Klönne, Leiter der Münsterschen Friedhofsverwaltung,
im Gespräch mit jagderleben. Immer mehr Grabbesitzer hätten sich über
verbissene Pflanzen geärgert. Auf dem rund 82 Hektar großen Gelände
fühlen sich die „Feinschmecker“ offenbar pudelwohl und vermehren sich
prächtig. Da wie gesagt ein Abschuss nicht infrage kam, wurden Klönne
und Kollegen (mehrere Jäger darunter) erfinderisch: Sie errichteten die
„Schleusenwiese“. Ein etwa 5.000 Quadratmeter großes umzäuntes Areal,
auf dem eine Wildackermischung eingesät und eine Salzlecke aufgestellt
wurde. Durch zwei Tore können die Rehe in die Fläche einwechseln.
Bemerken Friedhofsgärtner Tiere in der „Schleuse“, werden die Tore zum
Friedhof geschlossen. Durch ein drittes geht es dann nur noch in die
entgegengesetzte Richtung zurück in die „gezwungene“ Freiheit.
„Diese Woche haben wir so das 21. Stück geschleust“, so Klönner. Wie
viele noch auf dem Friedhof leben, kann er nicht genau sagen. „Aber es
sind wohl noch ein paar da.“ Die ausgetricksten Rehe seien bei dem
Prozedere immer vollkommen ruhig, da sie nicht gedrückt werden müssten.
Damit sie auch nicht wiederkommen, wurden die Zäune und Eingänge erhöht
und natürlich regelmäßig kontrolliert. Ebenso sollen Schilder an den
Eingängen die Besucher daran erinnern, immer brav die Tore hinter sich
zu schließen. „Damit kein Hintertürchen für die Rehe offen bleibt.“
BS