Am späten Abend des 26. Augusts ereignete sich im Nordosten Niedersachsens ein tragischer Wildunfall. Ein Auto erwischte eine führende Bache mit ihren sieben Frischlingen. Die Bache sowie vier der Frischlinge verendeten direkt am Unfallort. Die anderen drei blieben unverletzt und wichen der toten Bache nicht von der Seite. Zwei Jägern gelang es die Überlebenden vor Ort einzufangen. Einer nahm sie anschließend mit nach Hause.
Jäger rettet Frischlinge nach Wildunfall in Niedersachsen


Laut Strafgesetzbuch dürfen Wildtiere nicht einfach mitgenommen werden. Dies erfüllt den Tatbestand von Jagdwilderei. Von dieser Regelung ausgenommen sind jedoch die Jäger in ihrem Revier.
§ 292 Strafgesetzbuch
(1) Wer unter Verletzung fremden Jagdrechts oder Jagdausübungsrechts
1. dem Wild nachstellt, es fängt, erlegt oder sich oder einem Dritten zueignet oder
2. eine Sache, die dem Jagdrecht unterliegt, sich oder einem Dritten zueignet, beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht für die in einem Jagdbezirk zur Ausübung der Jagd befugten Personen hinsichtlich des Jagdrechts auf den zu diesem Jagdbezirk gehörenden nach § 6a des Bundesjagdgesetzes für befriedet erklärten Grundflächen.
Schnelle Hilfe über soziales Netzwerk
Mitten in der Nacht stellten die etwa vier Wochen alten Frischlinge den Jäger jedoch vor einige Herausforderungen – größtes Problem: Das richtige Futter finden. Er habe über eine Jagdgruppe in Facebook sehr schnell Hilfe bekommen, erzählt er gegenüber der Redaktion. Am nächsten Tag suchte er dann den Rat eines Tierarztes. Dieser gab ihm den Tipp, die Frischlinge mit Welpenmilch für Hunde zu füttern. Alternativ sei auch Kondensmilch mit 7,5 % Fettanteil möglich. Ein zu hoher oder zu niedriger Fettanteil sorge stattdessen für Durchfall, sodass sie Flüssigkeit verlieren und „austrocknen“. Schnell gewöhnten sich die jungen Wildschweine an die Flasche und der Jäger wurde als „führende Bache“ akzeptiert.
Umzug in ein neues Zuhause
Mittlerweile ist das Trio zu einem Bekannten des Jägers umgezogen. Dieser habe bereits mehrere Wildschweine mit der Hand aufgezogen und ein eigenes Schwarzwildgehege. Sobald die drei Frischlinge groß genug sind, dürfen auch sie ein Teil der bestehenden Rotte werden.
Die Aufzucht von Wildschweinen mit der Hand sollte stets kritisch betrachtet werden. Eine spätere erfolgreiche Auswilderung ist meist unmöglich. Daher sollte eine gut überdachte Entscheidung getroffen werden, speziell im Hinblick auf eine spätere Unterbringung.
Hat man sich für eine Aufzucht entschieden, kann folgende Nahrung verwendet werden:
Zu Beginn bildet eine Ferkelaufzuchtpräparat, welches mit heißem Wasser angemischt und mithilfe von Flaschen verabreicht wird, die Basis. Mit Beginn der 2. Woche kann Bananenbrei, Karotten- oder Fruchtsäfte der Milch beigemischt werden. Kurz darauf kann den Frischlingen bereits weiches Obst angeboten werden. Ebenfalls sollte feuchte Erde zur Verfügung stehen.
Ab der vierten Woche sollte das Speiseangebot mit gekochtem Reis und/oder Kartoffeln, Haferflocken, Karottenbrei erweitert werden. Zeitgleich sollte den jungen Wildschweinen ausreichend Eiweiß in Form von Regenwürmern, Schnecken oder Insektenlarven angeboten werden.