Nach einem kurzen Arbeitseinsatz fahren wir nach Hause. Ich füttere Hund und Katze, suche meine Sachen für den abendlichen Ansitz zusammen und verabschiede mich. Ich sitze bis zum letzten Büchsenlicht, als ich ein leises Knacken vernehme. Da, Reh-Silhouetten, zwei an der Zahl. Ich beobachte, vergewissere mich und warte noch kurz. Alles scheint perfekt und ich lasse die Kugel fliegen. Durch die Helligkeit des Mündungsfeuers bin ich für kurze Zeit geblendet und sehe weder das beschossene Schmalreh, noch die Ricke. Ich lade nach und warte.Es wird zunehmend dunkel. Ich beschließe abzubaumen, heißt, die Kanzel zu verlassen, um nach dem Reh zu suchen. Ich suche mit der Taschenlampe, kann aber so schnell nichts erkennen. Handy raus: 'Papa bitte bring den Hund!'. Ich beschreibe kurz den Weg und schon zehn Minuten später steht er hinter meinem Auto, in gelber Signaljacke, mit Taschenlampe und Diva an der Leine. Sie erfasst sofort die Situation und auch mein Vater scheint nun sehr neugierig zu sein. Nach all meinen Erzählungen, will er nun auch mal live dabei sein.
Diva erfasst den Anschuss und sucht euphorisch nach dem Reh. Mein Vater folgt uns tapfer durch Brombeeren und Dickicht. Da, Diva gibt Laut und schaut mich freudig an. Reh gefunden. Sauberer Schuss. Alles gut! Ich sehe wie stolz mein Vater ist, auf den Hund, auf sich. Und vielleicht ja auch auf mich?
Gemeinsam bringen wir das Reh zurück zum Auto, um zum Aufbruchplatz zu fahren. 'Du kannst gerne mit Diva heimfahren', entgegne ich, sehe ihm das 'Nein' aber schon an. Gut, ich erkläre den Weg und wir fahren los. Angekommen, stellt er sein Auto sogar so hin, dass der Balken den ich zwischen zwei Bäume genagelt habe wunderbar beleuchtet wird. 'Du fährst immer hier hin zum Aufbrechen? Das geht so nicht. Also da muss oben im Revier und auf der anderen Seite auch was her'. Mein Vater macht sich wirklich Gedanken und das freut mich. Wohlgemerkt bin ich die einzige Jägerin in der Familie.